BERLIN. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), hat den deutschen Kirchen zu einer politischen Kurskorrektur geraten. Die links-grüne „Schlagseite“ bei den Protestanten und Katholiken sei mitverantwortlich für die hohen Austrittszahlen (JF berichtete). „Man sollte schon gucken, daß man beieinander bleibt“, sagte er dem SWR.
„Wenn sich so viele zum Beispiel in der CDU in manchen Debatten vor den Kopf gestoßen fühlen, dann könnte man ja mal darüber nachdenken, ob die vielleicht einen Punkt haben“, führt Bilger, der evangelisch ist, im Format „Zur Sache! Intensiv“ aus. Kritik an seiner Partei sei selbstverständlich völlig in Ordnung, es solle aber „schon auch auf Grundlage der christlichen Botschaft passieren und nicht so, daß man den Eindruck hat, da werden einfach politische Positionen von bestimmten Parteien übernommen“.
Konkret störe ihn die Vorgehensweise bei Umweltthemen. Wenn die Kirche mit einer Petition für ein Tempolimit auf sich aufmerksam mache oder Klimakleber zu sich einlade, sei das bereits nah an grünen Positionen. „Das finde ich dann sehr schade, weil es nicht nur mich, sondern auch andere vor den Kopf stößt“, monierte der Christdemokrat.
Bilger: Es gibt Plätze, an denen man sich nicht mehr sicher fühlt
Weiter ging es im Gespräch mit der Stadtbild-Debatte. Auf die Frage, ob es stimme, daß Kanzler Friedrich Merz (CDU) bei dem Thema Fehler gemacht habe, antwortete Bilger: „Stimmt nicht.“ Er verstehe die Aufregung „in unserer Berliner Blase“ gar nicht. „Das sind Gespräche, die ich im Wahlkreis ganz oft in den letzten Wochen und Monaten geführt habe. Leute sagen mir, daß das Stadtbild sich verändert habe.“
Es gebe „bestimmte Plätze, wo man sich nicht mehr sicher fühlen kann, wo bestimmte Leute rumlungern und Frauen dumm angemacht werden“. Das Problem sei also real. Zumal würden zwei Drittel der Deutschen Merz laut einer Umfrage recht geben (JF berichtete).
„Die Stadtbild-Debatte ist nicht ‘Deutsche gegen Migranten’“
Selbst Menschen mit Migrationshintergrund beschwerten sich bei ihm über die Zustände in Deutschland, verdeutlichte Bilger. So höre er auch von ihnen regelmäßig die eindringliche Forderung, es müsse sich etwas ändern. So habe ihm ein türkischstämmiger Taxifahrer gesagt: „Ich erkenne mein Deutschland nicht wieder.“ Die Debatte sei nicht „Deutsche gegen Migranten“, sondern, daß alle Menschen gut und sicher in der Bundesrepublik leben können.
Wenn er vollverschleierte Frauen sehe, frage er sich, ob diese wirklich „an der richtigen Stelle sind in unserem Land“. Es drücke eine Art der religiösen Überzeugung aus, die seiner Ansicht nach nicht nach Deutschland passe. (zit)






