BERLIN. Die AfD hat unverhofft Wahlkampfhilfe vom reichsten Mann der Welt bekommen. In der nachrichtenarmen Zeit zwischen den Jahren spricht Deutschland über die Unterstützung von Elon Musk für die AfD. Doch kann die Partei das auch in zusätzliche Stimmen umsetzen?
Am 20. Dezember hatte der erfolgreichste Unternehmer der Welt auf seinem Netzwerk X geschrieben: „Nur die AfD kann Deutschland retten.“ Bereits nach diesem Tweet sagte Hermann Binkert, Inhaber des Meinungsforschungsinstituts Insa, der Bild-Zeitung: „Der Zuspruch von Elon Musk für die AfD kann der Partei mit Blick auf die Bundestagswahl helfen.“
„Musk genießt in Deutschland Sympathien“
Denn Musk genieße „in Deutschland Sympathien“. Binkert: „Eine Partei, die ein breiteres Spektrum abdeckt, vergrößert ihr Wählerpotenzial.“ Bisher steht die AfD bei Insa in den vergangenen Wochen konstant zwischen 19,5 und 20 Prozent. Das Wählerpotential der AfD lag im November laut Infratest dimap bei 25 Prozent. Das heißt, jede Vierte konnte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, die Partei zu wählen. Tatsächlich tun wollten das damals 19 Prozent.
Mit der heftigen Diskussion um Musks Gastbeitrag vom Sonnabend in der Welt, in dem der 53jährige ausführlich begründete, warum die Deutschen AfD wählen sollten, dürfte das Thema weitere Menschen erreicht haben. (Die JF dokumentiert den Beitrag hier.)
Musk gilt als genialer Unternehmer mit großen Visionen. Im Oktober war es dem von ihm gegründeten Unternehmen SpaceX erstmals gelungen, eine Weltraumrakete punktgenau in den Weltraumbahnhof zurückzuholen: eine Sensation, über die Musk entsprechend jubelte. Wenn dieser Mann zur Wahl der AfD aufruft, dürfte das der Partei nicht grundsätzlich abgeneigte Menschen zum Nachdenken bringen.
Watch it again.
On the 5th integrated flight test of Starship the Super Heavy tower catch (better know as Mechazilla chopstick catch) SUCCEEDED AT THE FIRST TEST.
Congratulations @elonmusk and all the @SpaceX team! pic.twitter.com/Th2zzSDyv5
— Massimo (@Rainmaker1973) October 13, 2024
Musk: AfD hätte SpaceX geholfen
Zumal Musk in seinem Gastbeitrag auch auf SpaceX Bezug nahm und in diesem Zusammenhang die AfD lobte: „Ihr Ansatz zum Abbau staatlicher Überregulierung, zur Steuersenkung und zur Deregulierung des Marktes spiegelt die Prinzipien wider, die Tesla und SpaceX erfolgreich gemacht haben. Wenn Deutschland seine industrielle Stärke zurückgewinnen will, braucht es eine Partei, die nicht nur über Wachstum redet, sondern auch politische Maßnahmen ergreift, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Unternehmen ohne starke staatliche Eingriffe gedeihen können.“
Ob die AfD dadurch in einem Land, das unter politisch gewollter Deindustrialisierung und laut Institut der deutschen Wirtschaft unter der vielschichtigsten Wirtschaftskrise seit 100 Jahren leidet, tatsächlich einen merklichen Schub erhält, wird sich allerdings erst in den nächsten Umfragen und spätestens bei der Bundestagswahl am 23. Februar zeigen.
Inzwischen haben zahlreiche Politiker anderer Parteien empört auf Musks Wahlempfehlung reagiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verwahrte sich bei seiner Rede anläßlich der Auflösung des Bundestages gegen „äußere Einflußversuche“, die „offen und unverhohlen“ auf der „Plattform X“ geschähen. (fh)