BERLIN/BRÜSSEL. Den Grünen drohen bei der Europawahl am 9. Juni herbe Verluste. Dennoch könnten sie der eigentliche Sieger werden. Denn die Partei hat sich in Verhandlungen mit den Regierungspartnern SPD und FDP den Posten des deutschen EU-Kommissars gesichert.
Dafür wird nun in der Hauptstadt der Parteilinke Anton Hofreiter ins Spiel gebracht. Der 54jährige Münchner will das bisher nicht kommentieren. Dem Spiegel sagte er jetzt, er fühle sich in Berlin sehr wohl.
Hofreiter könnte nur dann EU-Kommissar werden, wenn Ursula von der Leyen (CDU) nicht länger Kommissionspräsidentin bleibt. Eine Wiederwahl gilt inzwischen als unwahrscheinlich. An ihr gibt es aus zahlreichen Lagern harsche Kritik, und es sind diverse Nachfolger im Gespräch. Darunter sind der frühere EZB-Chef Mario Draghi, der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković. Jedem Land steht nur ein Kommissions-Mitglied zu.
Hofreiter kandidiert nicht für EU-Parlament
Weder Hofreiter noch von der Leyen kandidieren für das EU-Parlament. Daß man auch so Mitglied der Kommission werden kann, hat die CDU-Politikerin vor fünf Jahren bewiesen. Anders als vorher angekündigt, wurde im Falle eines Wahlsieges nicht EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU), sondern sie Präsident. Das hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) durchgesetzt.
Der Grünen-Politiker ist Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag. Er gehört zu den Hardlinern im Ukraine-Krieg, fordert mehr Waffenlieferungen und lehnt Verhandlungen mit Rußland über einen Waffenstillstand oder einen Friedensvertrag ab.
Die Grünen hatten bei der Europawahl 2019 in Deutschland 20,5 Prozent der Stimmen bekommen. Laut Umfragen könnten es diesmal 13 bis 14 Prozent sein. Auch die Grünen in den anderen EU-Staaten dürften deutlich schlechter abschneiden als vor fünf Jahren. (fh)