BERLIN. Fast jeder fünfte Rentner in Deutschland ist aktuell armutsgefährdet. Somit verfügen etwa 3,1 Millionen Ruheständler über ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.250 Euro. Das geht aus den Daten eines Mikrozensus des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) hervor. Halbjährlich befragt die Behörde Bürger in der Europäischen Union zu Einkommen und Lebensbedingungen.
Seit 2010 stieg der Anteil der Rentner, die armutsgefährdet sind, stetig an. Von damals lediglich 13,4 Prozent kletterte er 2020 auf 20,1 Prozent. Seitdem flachte der Anteil auf 18,2 Prozent im vergangenen Jahr ab. Besonders Frauen sind von Altersarmut betroffen. Wie aus den Daten hervorgeht, sind 19,9 Prozent aller Rentnerinnen in Deutschland armutsgefährdet, bei Männern sind es hingegen nur 16,2 Prozent.
In anderen Ländern haben es Rentner besser
Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland somit schlecht ab. Durchschnittlich sind 16,2 Prozent aller Rentner in der Europäischen Union armutsgefährdet – zwei Prozentpunkte weniger als in Deutschland. Im starken Kontrast dazu stehen Frankreich und Griechenland. Im Nachbarland sind lediglich 11,6 Prozent der Rentner armutsgefährdet, im hochverschuldeten Griechenland nur 11 Prozent.
Konkret lag die durchschnittliche Bruttorente im Monat in Deutschland im Jahr 2022 bei 1.054 Euro und somit knapp 200 Euro unter der Schwelle eines armutsgefährdeten Nettoeinkommens, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Jürgen Pohl hervorgeht. Die Rente von Frauen lag mit durchschnittlich 863 Euro Bruttorente im Monat noch einen Euro über dem durchschnittlichen Bruttobedarf in der Grundsicherung im Alter. Altersarmut trifft zudem vor allem Frauen in den westdeutschen Bundesländern.
„Täuschungsmanöver der Regierung“
Die Bundesregierung erklärte in ihrer Antwort jedoch, daß „aus einer niedrigen Altersrente in der gesetzlichen Rentenversicherung […] grundsätzlich nicht auf ein niedriges Alterseinkommen geschlossen werden“ könne. Denn neben der Rente könne es auch weitere Alterseinkommen im Haushalt geben. Für den AfD-Bundestagsabgeordneten René Springer hält das gegenüber der JUNGEN FREIHEIT für ein „Täuschungsmanöver der Regierung“.
„Fast jeder fünfte deutsche Rentner ist von Armut bedroht. Und der Trend zeigt klar: Altersarmut wird in Deutschland zum Massenphänomen“, beklagt der sozialpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. „Wer ein Leben lang hart gearbeitet hat, der darf im Alter nicht um seine Existenz bangen.“ (sv)