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Kritik an Berichterstattung: Bodo Ramelow wirft Medien verzerrtes Ost-Bild vor

Kritik an Berichterstattung: Bodo Ramelow wirft Medien verzerrtes Ost-Bild vor

Kritik an Berichterstattung: Bodo Ramelow wirft Medien verzerrtes Ost-Bild vor

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) wirft den Medien ein verzerrtes Ost-Bild vor Foto: picture alliance/dpa | Martin Schutt
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) wirft den Medien ein verzerrtes Ost-Bild vor Foto: picture alliance/dpa | Martin Schutt
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) wirft den Medien ein verzerrtes Ost-Bild vor Foto: picture alliance/dpa | Martin Schutt
Kritik an Berichterstattung
 

Bodo Ramelow wirft Medien verzerrtes Ost-Bild vor

„Habt ihr sie noch alle?“, poltert Thüringens Ministerpräsident Ramelow (Linkspartei) über das Ostdeutschland-Bild seiner Parteifreunde. Dieses werde auch von den Medien gemacht, denen er Realitätsverzerrung vorwirft. Bundespräsident a.D. Gauck schlägt andere Töne an.
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ERFURT. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) hat die Berichterstattung über Ostdeutsche kritisiert. „Was wir gerade erleben, ist eine teilweise Verzerrung der Realität“, sagte der Politiker am Mittwoch im Gespräch mit der Thüringer Allgemeinen.

In den Medien werde suggeriert, daß die 52 Prozent der Wähler, die im Landkreis Sonneberg für die AfD gestimmt hätten, „alles Nazis sein müßten“. Dabei ziehe die AfD ihre Kraft aus sozialen und politischen Verwerfungen, die derzeit in ganz Deutschland aufträten. „Wenn ich den ganzen Tag mit Kamerateams in Sonneberg und Umgebung unterwegs bin und nach Nazis suche, dann finde ich die auch“, mahnte der Ministerpräsident. „Und wenn dann jemand sagt, ich will Adolf Hitler wiederhaben: Solche Deppen gab es immer.“

Ramelow teilt gegen Linkspartei aus: „Habt ihr sie noch alle?“

Ramelow schob nach, solche Leute gäbe es auch in Westdeutschland. Den Wahlerfolgen der AfD, die „Ängste, Vorurteile und Ängste“ im Osten bündele, folge eine „laute, medial extrem verstärkte Ablehnung durch Westdeutschland, die pauschal 15 Millionen Menschen als undankbare Ossis diffamiert – was dann wiederum von der AfD emotional genutzt wird“. Diese Dynamik funktioniere wie eine selbsterfüllende Prophezeiung, betonte Ramelow.

Seine Parteifreunde rief Thüringens Ministerpräsident dazu auf, ihre Kommunikation zu überdenken. Einige hätten nach dem AfD-Sieg in Sonneberg dazu aufgerufen, den Ort als Nichtdeutscher zu verlassen. „Da habe ich zurückgefragt: Habt ihr sie noch alle?“, sagte Ramelow.

Joachim Gauck: „Ostdeutsche leben in Zwischenreich“

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck attestierte den Ostdeutschen unterdessen, sich innerlich teilweise immer noch nicht von der Diktaturerfahrung gelöst zu haben. Zwar sei ein Großteil der Ostdeutschen nach der Wende schnell aufgewacht und habe sich durch den Streß der Wiedervereinigung gekämpft, als viele Lebensläufe auf einmal nichts mehr wert waren.

„Aber eine große Minderheit hat den Abschiedsprozeß von dem Alten nicht abgeschlossen. Sie sind in einem Zwischenreich. Sie fremdeln mit dieser offenen Gesellschaft. Die ist ihr zu viefältig und macht ihr Angst“, äußerte der DDR-Bürgerrechtler und Theologe am Dienstag in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.

Bundespräsident a.D.: Deutschland ist doppelt gegen AfD geimpft

Gleichzeitig zeigte sich Gauck sicher, die AfD werde niemals in Regierungsverantwortung kommen. „Diese Typen kommen bei uns niemals an die Macht.“ Deutschland sei nach dem Nationalsozialismus und der DDR „doppelt geimpft“. „Wir hatten eine braune Diktatur und eine rote und eine weitere wollen wir nicht“, unterstrich er.

Indirekt machte Gauck auch den deutschen Sozialstaat für die Wahlerfolge der AfD verantwortlich. „Bei vielen, die so im linksliberalen Milieu verortet sind, ist Fordern etwas Schlechtes. Aber jeder, der Kinder erzogen hat, weiß: Man tut Menschen nichts Böses, wenn man etwas von ihnen fordert.“ Andererseits habe das soziale Netz auch dazu geführt, daß die Gesellschaft nicht – wie in den Vereinigten Staaten – auseinandergefallen sei.

Unterdessen haben am Dienstag veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes gezeigt, daß die Lohnschere zwischen Ost und West zuletzt erneut auseinander gegangen ist. Im Schnitt verdienten Arbeitnehmer in den alten Bundesländern 13.000 Euro brutto mehr im Jahr als in den neuen Bundesländern, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete. 2021 war diese Differenz mit rund 12.000 Euro noch geringer ausgefallen. (fw)

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) wirft den Medien ein verzerrtes Ost-Bild vor Foto: picture alliance/dpa | Martin Schutt
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