Linke Politik ist Kunst. Die Kunst, Antworten zu liefern auf Fragen, die niemand gestellt hat. Am Dienstag wurde die Hamburgische Bürgerschaft Zeuge dieser erstaunlichen Fähigkeit. Die Linksfraktion sorgt sich um das Wohl der in der Hansestadt ansässigen Tauben und bietet dieselbe Lösung an, die Sozialisten auf der ganzen Welt seit mehr als 100 Jahren als der Weisheit letzter Schluß auserkoren haben: erst mal umverteilen. Die Partei möchte künftig Brieftauben besteuern.
Weil die geflügelten Mitbürger nicht mehr artgerecht versorgt werden könnten und der Tierschutzverein bereits einen Aufnahmestopp für Stadttauben verhängt habe, sei es allerhöchste Eisenbahn. „Das Leid der Stadttauben in Hamburg ist weitgehend menschengemacht, und das bisherige Handeln der Stadt kann man nur mit untauglich und ahnungslos beschreiben“, konstatierte der tierschutzpolitische Sprecher der Linksfraktion, Stephan Jersch. Die von der Stadt dafür vorgesehen 70.000 Euro für die Jahre 2023 und 2024 seien viel zu wenig, sagte er laut Bild-Zeitung.
Präsident des Brieftaubenverbands reagiert empört
Auch einen Schuldigen haben die Genossen bereits ausgemacht: „Wissenschaftlich ist belegt, daß die heutigen Stadttauben Nachkommen von Brieftauben oder Haustauben sind.“ Auch um eine Quellenangabe für diese wissenschaftliche Tatsache war sich die Fraktion nicht zu schade. Laut der Tierschutzorganisation Peta gingen bei Taubenwettflügen etwa 53 Prozent der Tiere verloren, doch die Halter täten nichts dagegen.
Deshalb sollen die nun ein „Pfandgeld für entflogene Tauben“ verrichten. Beim Präsidenten des Deutschen Brieftaubenverbands, Ulrich Peck, stößt dieser Vorschlag jedoch auf taube Ohren. „Da sind Leute am Werk, die vom Taubenwesen keine blasse Ahnung haben. Das sind ahnungslose Pappnasen. Stadttauben gibt es seit rund 4.500 Jahren, Brieftauben erst seit dem 19. Jahrhundert. Unsere Mitglieder zur Kasse zu bitten, ist einfach unverschämt.“ Wie heißt es doch so schön: Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach des Hamburger Hauptbahnhofs.