BERLIN. Im Zusammenhang mit einer Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg hat die Polizei einen 22jährigen Somalier festgenommen. Die Tat, die sich bereits am 21. Juni ereignete, war erst diese Woche durch einen Bericht der Welt bekanntgeworden. Bis dahin hatten die Behörden sie verheimlicht – womöglich, weil es sich bei den Tätern um Ausländer handelt.
Ein Richter erließ gegen den Verdächtigen einen Haftbefehl, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die weiteren Täter sind noch auf der Flucht. Der mutmaßliche Vergewaltiger gehört zu den Drogendealern, die in Berlin seit Jahren im Görlitzer Park geduldet und romantisiert werden.
Polizei: „Es gibt keine Straftaten-Serie“
Der Somalier soll mit mehreren weiteren Tätern eine 27jährige vor den Augen ihres gleichaltrigen Begleiters vergewaltigt haben. Diesen hatten die Männer mit Gegenständen verletzt und zu Boden geworfen und dort festgehalten. Zudem haben die Dealer das Paar ausgeraubt.
Staatsanwaltschaft und Polizei begründen das Verschweigen der Tat in einer Pressemitteilung nachträglich damit, daß es sich nicht „um Straftaten handelt, die einer Serie zuzuordnen wären“. Dafür gebe es „keine Anhaltspunkte“. Dabei hatte der Senat gerade erst auf eine parlamentarische Anfrage bekanntgegeben, daß es allein in der ersten Hälfte dieses Jahres im Görlitzer Park bereits acht Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und sexuelle Übergriffe gegeben habe. Fünf davon trugen sich im Juni zu. Außerdem sei es von Januar bis Juni zu 13 weiteren Sexualdelikten und zwei Fällen von sexuellem Mißbrauch von Kindern gekommen.
Gruppenvergewaltigung vom Schlachtensee: Täter bleiben frei
Zuständig für den Fall ist die Sonderkommission „Calor“ beim Landeskriminalamt. Diese war nach mehreren Gruppenvergewaltigungen vom 9. auf den 10. Juni am Schlachtensee in Berlin-Zehlendorf gebildet worden. Auch diese Fälle, bei denen es mindestens drei Opfer gibt, darunter ein 14jähriges Mädchen, hatten die Berliner Behörden verschwiegen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind hier vier Verdächtige im Alter von 14 bis 19 Jahren ermittelt worden. Alle Tatverdächtigen befinden sich weiterhin auf freiem Fuß. Bisher weigern sich Polizei und Staatsanwaltschaft Angaben zu Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund zu machen. (fh)