BERLIN. Angehörige der Bundeswehr haben sich empört über das Vorgehen des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) geäußert. „So geht man nicht mit verdienten Soldaten um“, sagte ein anonymer Armeeangehöriger der Bild-Zeitung.
Hintergrund der Verärgerung sind Personalentscheidungen des Verteidigungsministers. Pistorius hatte vor kurzem den Generalinspekteur Eberhard Zorn, ranghöchster Soldat der Bundeswehr, entlassen. Auch die Chefin des Beschaffungsamtes, Gabriele Korb, mußte auf Anordnung von Pistorius ihren Posten räumen. Den Entschluß dazu fasste der Politiker offenbar bereits wenige Tage nach seinem Amtsantritt. Er soll mit zuvor angekündigten Reformbemühungen im Zusammenhang stehen. Für besonderen Ärger sorgte bei einigen Angehörigen der Bundeswehr offenbar, daß die Tatsache der Entlassung zuvor an verschiedene Medien durchgestochen wurde.
Niemand war für die Traueranzeige verantwortlich
Noch vor seiner Amtseinführung sei Pistorius eine Traueranzeige für einen verstorbenen Mitarbeiter zur Freigabe auf den Schreibtisch gelegt worden. Obwohl die Anzeige bereits von mehreren hochrangingen Stellen abgezeichnet worden war, habe niemand die Verantwortung übernehmen wollen.
Der von Pistorius angestoßene Personalwechsel solle zum Ziel gehabt haben, daß Entscheidungen künftig schneller getroffen werden sollten. Den Vorfall mit der Traueranzeige habe er im Gespräch mit Ampel-Politikern als Grund genannt.
Bundeswehr kann Nato-Zusagen nicht erfüllen
Unlängst hatte der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, in einem internen Papier Bilanz gezogen. Demnach werde die Bundeswehr ihre Nato-Zusagen und Bündnisverpflichtungen nicht erfüllen können. Die Einsatzbereitschaft einer von Deutschland bis 2025 zugesagten Division könne nur „bedingt“ hergestellt werden.
Eine Einsatzbereitschaft einer zweiten Division, die ab 2027 bereitgestellt werden soll, ist laut dem Bericht „unrealistisch“. Die Division werde bis 2027 nicht „ausreichend mit Großgerät ausgestattet sein“. (lb)