BERLIN. Die Deutsche Bahn wird ihren Vorständen im kommenden Jahr Boni in Millionenhöhe auszahlen. Die Tantiemen von fast fünf Millionen Euro aus dem Jahr 2022 hat der Konzern bisher aufgrund der Strompreisbremse zurück halten müssen. Signale aus der Bundesregierung und dem Aufsichtsrat der Bahn deuten darauf hin, daß der Vorstand nicht auf die Zahlungen verzichten wird, berichten die Süddeutsche Zeitung, der NDR und der WDR.
Der Staatskonzern beanspruchte im Zuge der 2022 gestiegenen Energiekosten Mittel aus der Strompreisbremse. Diese läuft mit Ende 2023 aus. Somit endet auch die Einschränkung für das Unternehmen, Boni an den Vorstand zu zahlen. Die Ansprüche aus 2022 blieben jedoch bestehen und müssen demnach nun ausgezahlt werden. Die Rechtslage ist eindeutig, die Bahn muß zahlen.
Gute Noten gleichen schlechte Noten aus
Die Bonuszahlungen setzen sich aus erreichten und verfehlten Zielen für das Jahr 2022 zusammen. Dabei sind fünf Kriterien maßgebend: Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit, finanzielle Lage und Frauen in Führungspositionen. In zwei der Kategorien – Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit – fiel der Bahnvorstand 2022 durch. In Punkto Mitarbeiterzufriedenheit und Frauenförderung erreichte er jedoch 175 Prozent. Für die Finanzlage gab es den Bestwert von 200 Prozent, trotz der hohen Verschuldung des Staatkonzernes.
Hinzukommen beste Noten bei persönlichen Leistungen. Konzernchef Richard Lutz wird hoch angerechnet, daß die Bahn Kohlenstoffdioxid (CO2) spare und somit das Weltklima rette. Die schlechten Leistungen in zwei Feldern werden durch die Bewertung in anderen Kategorien ausgeglichen. Bahnchef Lutz wird demnach 1,2 Millionen Euro erhalten.
AfD fordert Entlassung des Aufsichtsrates
Künftig soll das nicht mehr möglich sein, denn auf Bestreben der Bundesregierung wurde das Beurteilungssystem umgestellt. Im Fokus stehen fortan langfristige Entwicklungen anstelle von etwa guten Finanzen. Zudem wird ein Dämpfungsfaktor die Auszahlung von Boni trotz verfehlter Zielen reduzieren. Somit können fehlende Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit nicht mehr leicht ausgeglichen werden.
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wiehle forderte nach Bekanntwerden der Bonuszahlungen den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer. Dieser gilt als Architekt hinter dem verfassungswidrigen Bundeshaushalt von Finanzminister Christian Lindner (FDP). Gatzer wurde nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes entlassen. Wiehle kritisierte zudem Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), unter ihm habe sich der „DB-Konzern zu einem `Staat im Staate`“ entwickelt. Als Eigentümerin habe die Bundesrepublik kaum Kontroll-Einfluß. (sv)