BURLADINGEN. Aufgeheizte Stimmung im zu Burladingen gehörenden Stadtteil Killer: Bei einer Bürgerversammlung in dem eingemeindeten 620-Einwohner-Ort auf der Schwäbischen Alb eskalierte die Lage, als es um ein neues Asylbewerberheim ging. Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) des Kreises Zollernalb hatte gegen die aufgebrachte Menge kaum eine Chance.
Die Menschen schrien den Politiker in der vollbesetzten Bürgerhalle nieder und lachten ihn aus, als er sagte, die Flüchtlinge kämen „mit Sorgen im Gepäck aus schwierigen Situationen“ nach Killer. Als er an die Einwohner appellieren wollte: „Lassen Sie uns in einem demokratischen Rechtsstaat…“, kam er nicht weiter. Auf die beiden Worte folgten Buhrufe und höhnisches Gelächter. Zu sehen ist die Veranstaltung auf YouTube. Das Video hat offenbar ein Teilnehmer hochgeladen.
40 Asylbewerber sollen kommen
Der frühere „Gasthof Lamm“ an der Durchgangsstraße soll ab September zu einem Migrantenheim werden. 40 Asylbewerber sollen dort einziehen. 15 Migranten leben bereits in Killer. Die Erfahrungen der Einwohner mit den Neuankömmlingen sind offenbar schlecht.
Als eine Frau den Landrat fragte, ob ein Bürgerentscheid das Migrantenheim noch verhindern könnte, sorgte die Antwort Paulis für eine Eskalation: „Wir werden uns die Entscheidung nicht leicht machen.“ Dann rief ein Bürger dazwischen: „Ja oder Nein?“ Wenig später skandierte die gesamte Halle die Frage. Der Landrat konnte nur zusagen, „die Stimmung in unsere Überlegungen mit einfließen zu lassen“. Er sei „kein Populist, und ich werde Ihnen nicht nach dem Munde reden“.
Landrat: „So etwas habe ich noch nicht erlebt“
Landrat Pauli versprach zwar, die Sorgen der Burladinger in seinen Gesprächen mit der grün-schwarzen Landesregierung „eins zu eins“ vorzutragen, doch das konnte die Einwohner nicht beruhigen. In der Bild-Zeitung beklagte er sich, daß die Atmosphäre überkochte und „vergiftet“ gewesen sei: „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Niemand darf ausgebuht, beleidigt, angeschrien oder bedroht werden.“
Erst kürzlich hatte eine Bürgerversammlung im nordrhein-westfälischen Arnsberg ein ähnliches Stimmungsbild gezeigt. Aufgrund der Wut der Einwohner hatte der Investor spontan erklärt, er werde das ihm gehörende Kloster nicht an die Bezirksregierung vermieten, damit diese dort 400 Migranten unterbringt.
„Wir wollen Sicherheit für unsere Kinder“
In einem in Killer kursierenden Flugblatt gegen die Asylunterkunft heißt es: „Wir wollen sicher in unserem Dorf leben und uns noch auf die Straße trauen können! Wir wollen Sicherheit für unsere Kinder! Wir wollen unsere Immobilienpreise nicht fallen sehen, weil keiner mehr nach Killer möchte.“ (fh)