TANGERHÜTTE. Am Mittwoch soll sich der Stadtrat von Tangerhütte in Sachsen-Anhalt mit der geforderten Umbenennung der Kindertagesstätte „Anne Frank“ beschäftigen. Das kündigte der Vorsitzende des Gremiums, Werner Jacob (CDU), gegenüber der Welt an. Alle Fraktionsvorsitzenden würden laut dem Christdemokraten ein Positionspapier unterstützen, das die Änderung ablehnt.
Als mögliche Gründe für die Umbenennung nannte der 68jährige politische Naivität sowie „Geschichtslosigkeit“. Und weiter: „Wir haben die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus noch anders in der DNA“, merkte er an und mahnte, Stadtbürgermeister Andreas Brohm hätte die „erinnerungspolitische Bedeutung“ eines solchen Schritts erkennen und den Änderungsvorstoß „abräumen“ müssen.
Geschichte von Anne Frank sei „schwer faßbar“
Hintergrund ist die mediale Kontroverse um das Thema. Am Sonntag hatte die Magdeburger Volksstimme über den Vorschlag von dem Kuratorium der Kindertagesstätte unter Berufung auf eine empörte Mutter berichtet. Diese wollte demnach die Einrichtung in „Weltentdecker“ umbenennen. „Wir wollten etwas ohne politische Hintergründe“, verteidigte Linda Schichor, die Leiterin der Kita, die Idee und betonte, daß aktuell auch eine Unterschriftensammlung für eine Umbenennung laufe. Der geplante Name sei kindergerechter und die Geschichte von Anne Frank für die Kinder „schwer faßbar“.
Für deutliche Kritik hatte die Anmerkung gesorgt, auch Eltern mit Migrationshintergrund würden mit dem Namen des bekannten Holocaust-Opfers nichts anfangen können. „Dieses Argument bedeutet, daß die Integration dieser Eltern in die deutsche Gesellschaft mißlingt“, beklagte der Vorsitzende des Landesverbands Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt, Max Privorozki, gegenüber der Bild-Zeitung. (kuk)