Daß gut gemeint nicht unbedingt gut gemacht ist, ist eine Binsenweisheit. Einen Beleg dafür lieferte unlängst die Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Sülmez Dogan (Grüne). Als in einer Debatte mehrere Abgeordnete die Formulierung „schwarze Schafe“ als Negativzuschreibung nutzten, sah sich die Politikerin zum Handeln genötigt.
Dogan unterbrach laut Nordsee-Zeitung die Sitzung und bat die Kollegen, in Zukunft auf diese Formulierung zu verzichten. Dabei erinnerte die Grüne-Politikerin an die Vorbildfunktion der Abgeordneten. Außerdem würden auf diese Weise Begriffe wie „schwarz“ und „dunkel“ negativ besetzt; wie auch beim „Schwarzfahren“. Dadurch wiederum fühlten sich Menschen mit dunkler Haut diskriminiert, begründete sie ihre Intervention. Zugleich betonte sie jedoch: „Ich will kein Sprechverbot, ich will sensibilisieren.“
Schwarze Schafe sind besser als ihr Ruf
Der Abgeordnete Jan Timke (Bürger in Wut) reagierte mit Befremden auf die ganze Angelegenheit. „Wer den sprichwörtlichen Ausdruck ‘Schwarzes Schaf’ verwerflich findet, offenbart eine stark ideologiebehaftete Weltsicht. Bedenklich finde ich, wenn ein Mitglied des Bürgerschaftspräsidiums frei gewählten Abgeordneten Sprechverbote auferlegen will. Ich werde mich solchen Vorgaben jedenfalls nicht beugen“, teilte er mit.
Übrigens sind schwarze Schafe in der Landwirtschaft mittlerweile besser als ihr Ruf. Waren sie ursprünglich bei Schäfern wegen ihrer schlechten Wollqualität nicht gern gesehen, haben sie auch einen praktischen Nutzen. Wenn ihre weißen Artgenossen sich an deren Anblick gewöhnt haben, geraten sie nicht mehr in Panik, wenn sich Wildschweine den im Freien grasenden Herden nähern.
Vielleicht hat das Negativbild vom schwarzen Schaf bald ausgedient. Dann müßte sich Frau Dogan auch weniger Gedanken um Vorbildfunktionen und Sprachregeln machen.