BERLIN. Die FDP ist nach Ansicht von Parteichef Christian Lindner ein Garant dafür, „daß Deutschland aus der Mitte regiert wird und nicht nach links driftet“. Olaf Scholz oder Friedrich Merz wolle er den Freiheitsgedanken nicht absprechen. „Aber klar ist, daß die FDP als einzige Partei im Zweifel den Wert der Freiheit wichtiger nimmt als den Wert der Gleichheit oder den Wert der Sicherheit“, sagte Lindner der Welt.
Den Staat schätze er „als Regelsetzer und als Aktivposten dort, wo die Kräfte des Individuums oder der Selbstorganisation der Gesellschaft nicht reichen“. Zugleich habe er eine Skepsis, daß dieser alles besser könne und daß er grenzenlos verantwortlich gemacht werden sollte, betonte der Bundesfinanzminister.
Lindner über die Ataman-Wahl: „So sind Koalitionen“
Lindner beklagte zudem, daß der Liberalismus es schwer habe in Deutschland. Zwar sei Freiheit sehr wichtig, doch sei sie auch „anstrengend und unbequem“, konstatierte der FDP-Chef. „Die deutsche Mentalitätsgeschichte scheint mir stark mit Denken im Kollektiv und wenig mit Vertrauen auf das Individuum verbunden.“ Individualität werde teilweise in Egoismus umgedeutet, Marktvertrauen in soziale Kälte und eine abweichende Meinung zum Grund für Diskursabbruch. Liberale Politik sei „nichts für Leute mit schwachen Nerven“, unterstrich der 43jährige.
Wie viel Freude ihm die neue Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman bereitet, habe ich ihn auch gefragt. pic.twitter.com/YCJNhm7yeY
— Anna Schneider (@a_nnaschneider) August 1, 2022
Mit Blick auf die Ernennung von Ferda Ataman zur Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes sagte Lindner, er wünsche ihr Glück, würde ihr aber auch widersprechen, wenn er ihre Meinung nicht teile. Das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Amtes habe bei den Grünen gelegen. „So sind Koalitionen“, resümierte der Politiker mit Blick auf die umstrittene Personalie. Auch in der FDP war Kritik an ihrer Nominierung und späteren Wahl laut geworden. (st)