BERLIN. Die Stadt Berlin hat die Umbenennung der Lüderitzstraße sowie des Nachtigalplatzes im „Afrikanischen Viertel“ der Hauptstadt offiziell gemacht. Künftig sollen sie den Namen von „antikolonialen Widerstandskämpfern“ tragen.
Die Umbenennungen waren bereits 2018 beziehungsweise 2019 beschlossen worden, allerdings hatte es rechtlichen Widerstand dagegen gegeben. Das Verwaltungsgericht wies die Klagen nun ab.
Die Lüderitzstraße im Ortsteil Wedding wird nun Cornelius-Fredericks-Straße heißen. Er war einer der indigenen Führer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktiv einen Guerillakrieg gegen die Deutschen im heutigen Namibia führten. Zuvor war sie nach Adolf Eduard Franz Lüderitz, einem deutschen Großkaufmann und ersten deutschen Landbesitzer im damaligen Deutsch-Südwestafrika benannt.
Berlin will Viertel „dekolonialisieren“
Der Name des Nachtigalplatzes wird derweil in „Manga-Bell-Platz“ geändert. Die Benennung erfolge zu Ehren des Königspaares der Duala in Kamerun, Rudolf und Emily Duala Manga Bell, heißt es in der Mitteilung. „Das Königspaar kämpfte gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Rudolf Duala Manga Bell wurde als Anführer des Widerstands hingerichtet.“ Zuvor trug der Platz den Namen des deutschen Arztes und Afrikaforschers Gustav Nachtigal. Als Kommissar des deutschen Kaiserreichs gründete er die deutschen Kolonien in Westafrika.
Die Umbenennungen sind Teil eines Projekts im „Afrikanischen Viertel“ Berlins zur „Dekolonialisierung“ der Hauptstadt. Auch der Name der Petersallee soll geändert worden. Dafür ist eine Teilung der Straße in zwei Abschnitte geplant. Einer soll „Anna-Mungunda-Allee“, der andere „Maji-Maji-Allee“ heißen. Anna Mugunda war eine Vorkämpferin für die Unabhängigkeit des heutigen Namibias. Der „Maji Maji“-Aufstand war eine von 1905-1907 dauernde Revolte der afrikanischen Bevölkerung gegen die Kolonialherrschaft im damaligen Deutsch-Ostafrika.
AfD schlug Kontextualisierung vor
Geschäftsleute und Anwohner hatten sich immer wieder gegen beschlossene Änderungen der Straßennamen gewehrt. Über 200 Ladenbesitzer, Vereine und Arztpraxen reichten 2019 einen Sammelwiderspruch ein.
Die Berliner AfD hatte dafür plädiert, keine „hypermoralischen Maßstäbe unserer Zeit“ an Persönlichkeiten früherer Jahrhunderte anzulegen. Sie schlug vor, die Straßen nicht gleich umzubenennen, sondern mit Hinweisschildern über den zeitlich-politischen Kontext ihrer Namensgeber aufzuklären. (zit)