HALLE. Der Virologe Alexander Kekulé hat angekündigt, rechtlich gegen seine Dienstenthebung durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorzugehen. „Das ist ein politisches Verfahren“, empörte sich der langjährige Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie am Mittwoch im Gespräch mit der Bild-Zeitung. Es sei allgemein bekannt, daß er „gegenüber der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut immer wieder Kritik geäußert habe“.
Die Vorwürfe, wegen denen er nun aus dem Dienst enthoben werden soll, seien „an den Haaren herbeigezogen“. Er finde es „unmöglich, wie diese Universität mit ihren Professoren umgeht“. Anschuldigungen, er sei seiner Lehrtätigkeit nicht genügend nachgekommen, widersprach der langjährige Berater der Bundesregierung in Seuchenschutz-Fragen. Es handle sich allerhöchstens um ein paar fehlende Formulare in der Universitäts-Verwaltung.
Kekulé klagt über schlechte Ausstattung seines Instituts
Seit seiner Berufung 1999 habe er sich für eine bessere Ausstattung seines Instituts eingesetzt. Die Universität jedoch habe die Bedeutung seines Fachgebiets stets verkannt. „Nachdem meine Briefe an den Dekan, an den ärztlichen Direktor und das Rektorat nicht gefruchtet hatten, habe ich im Sommer 2020 mit dem zuständigen Minister der Landesregierung darüber gesprochen, der zusagte, sich darum zu kümmern, daß wir die nötige Ausstattung bekommen. Ich sehe den aktuellen Schritt der Universität nun als unmittelbare Reaktion darauf.“
Der Kündigung vorangegangen war ein Streit zwischen Kekulé und seiner Alma Mater. Diese warf ihm im vergangenen Jahr zusammen mit Christian Drosten von der Berliner Charité vor, als Forscher zu wenig zu publizieren. Kekulé wehrte sich gegen die Anschuldigungen und verwies auf die schlechte Ausstattung seines Instituts. Er sei seinerzeit mit „falschen Versprechungen“ an ein Institut gelockt worden, das dann „stillgelegt“ wurde.
Direktor der Uniklinik begrüßt Schritt
Die Universität selbst wollte sich nicht zu der „vorläufigen Dienstenthebung“ äußern. „Wir kommentieren prinzipiell keine Personalangelegenheiten“, unterstrich eine Sprecherin der Hallenser Hochschule am Dienstag der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) gegenüber, die den Fall öffentlich gemacht hatte.
Der Zeitung liegt ein Schreiben vor, das der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Thomas Moesta, und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Michael Gekle, an sämtliche Klinikdirektoren geschrieben haben. Darin heißt es, die Entscheidung des Uni-Rektor Christian Titje werde „im Interesse einer bestmöglichen Krankenversorgung vollständig von uns unterstützt“.
Maßnahmen wie die gegen Kekulé werden in der deutschen Hochschullandschaft nur selten getroffen. Der Virologe zählt neben Drosten und Hendrik Streeck zu den bekanntesten Gesichtern seines Fachgebiets und gehört zu den regelmäßigen Talkshow-Gästen beim Thema Corona. Außerdem betreibt er einen Pandemie-Podcast im MDR. (fw)