BERLIN. Evangelische Theologen aus mehreren Bundesländern haben sich gegen die Teilnahme von Vertretern ihrer Kirche am Abschlußappell der Bundeswehr anläßlich des Afghanistan-Einsatzes ausgesprochen. Das Ritual sei zynisch gegenüber den Opfern einer gescheiterten Politik, begründeten die Unterzeichner des Briefes an die die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, und an den EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm, berichtete der Pressedienst epd.
Kritik äußerten sie unter anderem an der religiösen Überhöhung und Weihe militärischer Bereitschaft und militärischer Einsätze durch den Appell. Außerdem grenze die Zeremonie Menschen ohne Religions- und Kirchenzugehörigkeit aus. Daher sei sie unvereinbar mit dem religiösen Neutralitätsverbot.
„Nach-Denk-Veranstaltung“ solle Zapfenstreich ersetzen
Die Unterzeichner, zu denen unter anderem Propst Thomas Drope (Pinneberg), Hans-Martin-Gutmann, Ulrich Hentschel, Theo Christiansen, Jörg Herrmann (alle Hamburg) und Uwe-Karsten Plisch (Berlin) gehören, regen stattdessen eine „Nach-Denk-Veranstaltung“ an. Diese solle „die Geschichte der militärischen Einsätze und Kriege in und um Afghanistan, die deutsche Beteiligung, deren Begründung und Auswirkungen kritisch, also auch in dezidiert nicht-militärischer Perspektive“ thematisieren.
Nach dem Ende der 20 Jahre dauernden Afghanistan-Mission ist der Appell am Mittwoch vor dem Reichstag als Dankesgeste an die Streitkräfte geplant. 59 Soldaten ließen während des Einsatzes in dem Land ihr Leben. Rund 160.000 Bundeswehrangehörigen waren dort eingesetzt. (ag)