BERLIN. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an die Rolle des Nationalsozialismus vor der Vertreibung der Deutschen erinnert. Ohne den Terror der Nationalsozialisten wären Deutsche nicht zu Vertriebenen geworden, sagte sie während der Eröffnung des Dokumentationszentrums „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ am Montag in Berlin.
Die CDU-Politikerin lobte die Einrichtung als „Ort des Lernens und der Erinnerung“. Sie schließe „eine Lücke in der Erinnerung“. Sie müsse wachgehalten werden, um Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Dazu ordne das Dokumentationszentrum die Ursachen und Folgen der Vertreibung der Deutschen ein.
Merkel betonte: „Erinnern bleibt unsere historische Verantwortung.“ Das stärke unsere europäischen Wurzeln. Heute seien so viele Menschen auf der Flucht, wie nie zuvor, mahnte sie.
Zentrum bietet globale Perspektive auf Flucht und Vertreibung
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete das Zentrum als „sichtbares Zeichen gegen Flucht und Vertreibung“. Auch sie sagte, das Leid der deutschen Vertriebenen stehe in engem Zusammenhang mit dem von den Nationalsozialisten entfesselten Krieg.
Das Dokumentationszentrum am Anhalter Bahnhof im Zentrum Berlins habe auch die globale Perspektive von Vertreibungen im Blick, führte die Direktorin der Einrichtung, Gundula Bavendamm, aus. Neben dem Schicksal der 14 Millionen Deutschen, die am Endes des Zweiten Weltkrieges und in den Folgejahren ihre Heimat verloren, gehe es auch um Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien oder die Rohinga in Myanmar.
Das Zentrum geht auf die Initiative des Bundes der Vertriebenen zurück. Dieser hatte 2000 die Stiftung „Zentrum gegen Vertreibung“ gegründet, mit dem Ziel, ein entsprechendes Zentrum zu errichten. 2005 einigten sich CDU, CSU und SPD im Koalitionsvertrag darauf, ein Zeichen gegen Vertreibungen zu setzen und nahmen das Ansinnen des Bundes der Vertriebenen auf. (ag)