Coronakrise, Asylkrise, islamischer Terror: auf immer mehr Themenfeldern gerät „der Staat an seinen Grenzen“, wie der Titel des neuen Buches von Bestseller-Autor Thilo Sarrazin lautet.
Im Gespräch mit JF-Redakteur Moritz Schwarz erläutert der ehemalige Berliner Finanzsenator die darin enthaltenen Kernthesen: Migration sei mitnichten, wie oft behauptet, eine Bereicherung für die aufnehmenden Gesellschaften, so Sarrazin. Der detaillierte Blick in die Menschheitsgeschichte offenbare vielmehr das Gegenteil: In weit über 90 Prozent der Fälle sei Migration nur für die Migranten von Vorteil gewesen, nicht aber für die Menschen in den Zielregionen der Einwanderung.
Dennoch werde in Deutschland weiterhin eine Politik betrieben, die unkontrollierte Zuwanderung begrüße. Eine Bereitschaft, sich mit der Migrationsfrage grundsätzlich zu beschäftigen, erkenne er nicht, beklagt Sarrazin. Denselben Mißstand sieht er auch im Umgang mit dem Islam. Daran ändere auch der nun in Frankreich erneut eskalierte islamische Terror nichts. Er sehe diesbezüglich „in der deutschen Politik weder Einsicht noch Umkehr“.
Sarrazin: Schiefe Ebene durch Corona „noch schiefer geworden“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) attestiert Sarrazin, sich vor jenen Debatten zu drücken, an denen sie nichts zu gewinnen habe. Deshalb sei sie seit Jahren Kanzlerin. Einzig in Corona-Fragen will der ehemalige Bundesbankvorstand keine allzu scharfe Kritik „vom Seitenrand“ üben, denn im Vergleich zu anderen Ländern stehe Deutschland in der Pandemie noch recht gut da.
Besorgniserregend sei aber die Tendenz, unter dem Vorwand von Corona politische Maßnahmen wie den EU-Wiederaufbaufonds und damit den Ausbau der europäischen Transferunion durchzusetzen – Maßnahmen, die man unter anderen Umständen wohl nicht hätte realisieren können. Die „schiefe Ebene“, in der sich die EU seit der Finanzkrise 2008 befinde, sei nun durch Corona „noch schiefer geworden“.
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