ESSEN. Der Essener Lokalpolitiker Karlheinz Endruschat hat vor einer fortschreitenden Entwicklung moslemischer Parallelgesellschaften in der Stadt gewarnt. „Die Muslimisierung der Stadtteile im Essener Norden ist niemals seriös hinsichtlich zukünftiger Konflikte hinterfragt worden“, kritisierte der Ratsherr gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Wenn sich erst einmal nahezu geschlossene Einwanderer-Milieus gebildet hätten, gebe es für viele Zuwanderer nur wenig Anreize zur Integration, erläuterte der frühere Sozialarbeiter. Im Stadtteil Altenessen sei der Weg dahin bereits sehr weit fortgeschritten.
SPD-Vorsitzender kritisiert Aussagen
Kritik an den Aussagen erhielt Endruschat aus der eigenen Partei. „Die SPD sucht nicht nach Sündenböcken, die SPD sucht nach Lösungen“, sagte der Essener SPD-Vorsitzende Thomas Kutschaty. Ihn störe vor allem Endruschats Wortwahl, von der er sich klar distanziere.
Gleichwohl gebe es Mißstände bei der Integration. „Natürlich erkennen auch wir Schwierigkeiten in einigen Stadtteilen, darunter auch Altenessen. Allerdings geben wir uns nicht damit zufrieden, diese nur zu benennen. Wir wollen sie lösen“, verdeutlichten Kutschaty und SPD-Fraktionschef Rainer Marschan in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Es ginge nicht um religiöse, sondern um soziale Probleme.
Die Essener Linkspartei attestierte Endruschat eine Nähe zur AfD und deren Sprachstil. „Wir dürfen Familien, die in der dritten oder vierten Generation hier leben, nicht als Fremdkörper behandeln. Doppelstaatler sind kein Problem, Moscheen nichts ‘Fremdes’“, sagte deren Kreissprecher Daniel Kerekeš dem Nachrichtenportal Lokalkompass.
Thema sei tabuisiert worden
Der WAZ zufolge tobt derzeit ein Streit im Stadtteilparlament in Altenessen, bei dem es vordergründig um zugeparkte Straßen und fehlende Parkplätze für die Besucher neu entstandener Moscheen geht. Dahinter stecke aber die Sorge vor der Veränderung ganzer Stadtviertel. In Altenessen-Süd liege der Anteil von Bewohnern ausländischer Herkunft bei über 41 Prozent.
Die Zuwanderung habe sich derart beschleunigt und auf den Essener Norden fokussiert, daß die Probleme mit den „klassischen Mitteln“ kaum mehr zu lösen seien, hatte Endruschat am Wochenende gewarnt. „Eine geschickte Sozial- und Stadtplanung, um zukünftige Ghettos zu verhindern, war nie ernsthaft gewollt, weil schon das Thema tabuisiert war“. Altenessen drohe zu kippen. (ls)