KOBLENZ. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen einen Pfarrer im Ruhestand, der eine Abschiebung verhindert haben soll. Die Behörde wirft dem Geistlichen Friedrich Vetter und einem ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer aus dem Westerwald Beihilfe zum illegalen Aufenthalt vor, berichtet die Welt.
Konkret geht es um eine Familie abgelehnter Asylbewerber mit russischer Staatsbürgerschaft. In ihrem Fall schalteten Unterstützer die Härtefallkommission ein, die die Ablehnung des Asylantrags prüfen sollte. Ihr gehörte auch Pfarrer Vetter an. Sie konnte allerdings das Gesuch nicht mehr bearbeiten, da die Ausländerbehörde in Montabaur bereits eine Abschiebung geplant hatte. Dies teilte Vetter dem ehrenamtlichen Helfer mit.
Pfarrer beklagt Abschiebungskultur
Am Tag der Abschiebung war die fünfköpfige Familie dann aber nicht mehr in ihrer Unterkunft anzutreffen. Stattdessen fanden die Behörden dort ein Schriftstück mit dem Hinweis, daß eine Abschiebung für November geplant sei. Gegen den Betreuer der Familie bestehe der Verdacht, er habe die Information weitergeleitet, um den Asylbewerbern „eine Möglichkeit zur Aufrechterhaltung ihres Aufenthalts in Deutschland zu eröffnen“, heißt es in einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft.
Vetter ist sich keiner Schuld bewußt. Die Vorwürfe seien „völliger Quatsch“. Es sei schon immer üblich gewesen, daß die Härtefallkommission darüber informiere, wenn sie einen Antrag nicht zur Aussprache annehme. Gleichzeitig beklagte er einen Stimmungswandel beim Thema Flüchtlinge. „Die Politik hat sich von einer Willkommens- zu einer Abschiebungskultur gedreht“, kritisiert er. Davon lasse er sich aber nicht in seiner Flüchtlingsarbeit einschüchtern. (tb)