WASHINGTON. Der Anteil der Moslems an der deutschen Bevölkerung könnte sich laut einer US-Studie bis zum Jahr 2050 mehr als verdreifachen. Sollte die Zuwanderung auf dem Niveau der Jahre 2014 bis 2016 bleiben, würde jede fünfte Person in Deutschland moslemisch sein, heißt es in der Statistik des Pew Research Centers aus Washington D.C. Derzeit beträgt ihr Anteil an der Bevölkerung 6,1 Prozent.
In der Studie hat das Forschungsinstitut verschiedene Zuwanderungsszenarien berücksichtigt. Neben dem Szenario mit starker Zuwanderung berechneten die Autoren zwei weitere. In einem mittleren Zukunftsmodell geht die Studie davon aus, daß ab Mitte 2016 nicht mehr nennenswert Flüchtlinge nach Europa kämen, aber Zuwanderung aus anderen Teilen der Welt weiter stattfinde. Der geschätzte Wert läge dabei bei etwa elf Prozent.
Würden keine Zuwanderer mehr nach Deutschland kommen, läge der Anteil der Moslems in Deutschland im Jahr 2050 bei neun Prozent. Demnach steigt die Zahl auch ohne Einwanderung um eine Million. Dies liegt an den Altersunterschieden zur deutschen Bevölkerung. Moslems sind mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren deutlich jünger als Nicht-Moslems mit 47 Jahren. Gleichzeitig ist die Geburtenrate mit 1,9 Prozent höher als bei nicht-moslemischen Frauen mit 1,4 Prozent.
Auch in Europa steigt die Zahl der Moslems
Neben den Werten für Deutschland hat das Institut auch Zahlen aus den anderen EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz ausgewertet. Grundlage für die Erhebung waren Daten aus den einzelnen europäischen Ländern und europäischen Institutionen wie Eurostat, die Mitte 2016 vorlagen.
Nach der großen Einwanderungswelle über den Balkan, leben derzeit rund 25,8 Millionen Moslems in Europa – das entspricht einem Anteil von 4,9 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die meisten Anhänger des Islams in Mittel- und Westeuropa leben in Frankreich (8,8 Prozent), gefolgt von Schweden (8,1), Belgien (7,6), den Niederlanden (7,1), Großbritannien (6,3) und Deutschland (6,1). Auffallend ist der niedrige Anteil von ihnen in den osteuropäischen und baltischen Staaten – mit Ausnahme von Bulgarien, wo historisch bedingt schon immer viele Moslems lebten.
Selbst beim niedrigsten Szenario, das davon ausgeht, daß Europa seine Grenzen abriegelt und dauerhaft gar keine Moslems mehr aufnimmt, wächst die moslemische Bevölkerung auf dem Kontinent laut der Studie bis zum Jahr 2050 auf 7,4 Prozent. Für das Zukunftsmodell mit der höchsten Zuwanderung berechnen die Autoren einen Bevölkerungsanteil von 14 Prozent. (ha)