HAMBURG. In Hamburg hat am Montag die größte Öffentlichkeitsfahndung begonnen, die es in Deutschland jemals gab. Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlichten Fotos und Videosequenzen, auf denen mutmaßliche Gewalttäter aus der linksextremen Szene zu erkennen sind. Sie sollen während des G-20 Gipfels in Hamburg schwere Straftaten verübt haben.
„Die für die Öffentlichkeit zugänglichen Aufnahmen sind nach fünf Tatkomplexen geordnet worden“, erläuterte Polizeisprecher Timo Zill am Montag. Es gehe um die angezündeten Autos an der Elbchaussee und in Altona, die Ausschreitungen am Rondenbarg, um Stein- und Flaschenwürfe, die Plünderungen am Schulterblatt und die Kundgebung „G20 not Welcome“.
Gezeigt würden „104 Tatverdächtige, denen wir Straftaten zuordnen können“, sagte Zill. Darüber hinaus sprach der Pressesprecher von 3.340 Ermittlungsvorgängen und mehreren hundert bekannten Namen von Straftätern. Die Polizei schätzt, daß in den drei Tagen vom 6. bis zum 8. Juli 5.000 bis 6.000 Linksextremisten strafbare Handlungen verübten.
Polizei nutzt riesige Datenmenge an Foto- und Videomaterial
Die #SokoSchwarzerBlock fahndet aktuell mit Lichtbildern aus 5 Tatkomplexen nach den Gewalttätern zu #G20HAM17#Öffentlichkeitsfahndung
Zu den Lichtbildern ➡️ https://t.co/jvlO8buJXQ pic.twitter.com/Obh4MuEk5J
— Polizei Hamburg (@PolizeiHamburg) 18. Dezember 2017
Die Fotos sind von Ermittlern aus großen Datenmengen gefiltert worden, die der Polizei im Zusammenhang mit den Krawallen zur Verfügung standen. Dabei handelt es sich nicht nur um Aufnahmen der Beweissicherungstrupps der Polizei, sondern auch um privates Material sowie um Aufnahmen aus Überwachungskameras, die fliehende Täter nach Ausschreitungen zeigen sollen. In vielen Fällen hatten sie ihre Vermummungen abgelegt.
Die rechtliche Grundlage für eine Fahndung mit Fotos ist in der Strafprozeßordnung geregelt. Dort schränken die Paragrafen 131a und 131b das Recht des Täters am eigenen Bild ein. Die Ermittler dürfen Täterfotos veröffentlichen, wenn die Aufklärung einer Straftat „auf andere Weise erheblich weniger Erfolg versprechend oder wesentlich erschwert wäre“.
Als Reaktion auf die zuvor angekündigte Fahndungsaktion haben Linksextremisten Fotos von 54 Polizisten veröffentlicht. Gleichzeitig drohten sie den Polizeibeamten auf der Internetseite indymedia.org indirekt. (ha)