DRESDEN. Im Fall der S-Bahn-Schubser von Dresden sind die beiden mutmaßlichen Täter am Dienstag wegen versuchten Totschlags festgenommen worden. Die Haftbefehle wurden wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung, Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr erlassen, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, Lorenz Haase, mit. Die zwei aus Marokko und Libyen stammenden Verdächtigen wurden dem Haftrichter vorgeführt. Dieser entschied, daß beide in Untersuchungshaft verbleiben müssen.
Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, Martin Motschiedler zeigte sich erfreut über die neueste Entwicklung: „Es ist gut, daß jetzt ein Haftbefehl erlassen wurde“, sagte der CDU-Politiker. Unverständlich sei aber, daß erst die Generalstaatsanwaltschaft habe eingreifen müssen. „Ich erwarte jetzt saubere Ermittlungsarbeit, ein zügiges Gerichtsverfahren und wenn es zu einer Verurteilung kommt auch eine konsequente Abschiebung der Asylbewerber.“
Ähnlich äußerte sich auch der Dresdner CDU-Abgeordnete Christian Piwarz: „Der Haftbefehl ist eine gute Nachricht! Die Staatsanwaltschaft Dresden hat damit ihre offenkundige Fehlentscheidung korrigiert. Ich hoffe sehr, daß damit das möglicherweise verlorengegangene Vertrauen unserer Bürger in die Wirksamkeit der Rechtsverfolgung wieder hergestellt wird.“
Täter kamen zuerst wieder auf freien Fuß
Der Fall hatte zuvor für Schlagzeilen gesorgt, da die Staatsanwaltschaft Dresden zuerst darauf verzichtet hatte, Haftbefehl gegen die beiden Asylsuchenden zu beantragen. Es habe kein Tötungsvorsatz bestanden und die zu erwartende Strafe sei als zu gering für eine Untersuchungshaft erachtet worden, hieß es zuerst zur Begründung. Die geführten Ermittlungen hätten nun aber ergeben, „daß ein dringender Tatverdacht hinsichtlich des versuchten Totschlags vorliegt“.
Der 23 Jahre alte Marokkaner und sein 27 Jahre alter Kompagnon aus Libyen hatten am frühen Freitag morgen am S-Bahnhof Dresden-Zschachwitz einen 40jährigen Dresdner nach Feuer für ihre Zigaretten gefragt. Als er mit dem Verweis, er müsse zur Arbeit, verneinte, griffen die beiden Männer ihn an.
Lokführer konnte im letzten Moment bremsen
„Letztendlich warf ein Täter das Fahrrad des Geschädigten gegen diesen, woraufhin der Mann mitsamt Fahrrad in die zirka einen Meter tiefer liegenden Gleise stürzte. Im Anschluß versuchte der 40jährige wieder mit seinem Fahrrad auf den Bahnsteig zu gelangen, dabei wurde er von einem der Angreifer permanent mit Fußtritten daran gehindert“, schildert die Bundespolizei den Vorfall.
Während der Attacke fuhr eine S-Bahn auf dem Gleis ein. Der Lokführer bemerkte die Auseinandersetzung gerade noch rechtzeitig und konnte im letzten Moment bremsen. Der Zug kam nur wenige Meter vor dem Opfer zum Stehen. Die beiden Angreifer flüchteten daraufhin. Bundespolizisten konnten sie jedoch kurz darauf in einer späteren S-Bahn stellen. Beide waren alkoholisiert und bereits polizeibekannt.
Bei dem Libyer wurden zudem vier jeweils fünf Zentimeter große Haschischstücke sichergestellt. Über einen gültigen Fahrschein verfügten die beiden Angreifer nicht. Die Polizei bittet Zeugen des Vorfalls, sich mit der Bundespolizeiinspektion Dresden (Tel.: 0351/815020) in Verbindung zu setzen. (krk)