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TV-Kritik zu „Maischberger“: Gewitter im Kopf

TV-Kritik zu „Maischberger“: Gewitter im Kopf

TV-Kritik zu „Maischberger“: Gewitter im Kopf

Menschen bei Maischberger
Menschen bei Maischberger
Menschen bei Maischberger: Es denkt in Til Foto: ARD/Screenshot
TV-Kritik zu „Maischberger“
 

Gewitter im Kopf

Wußten Sie das nicht? Deutschland profitiert vom Euro, und die Gastarbeiter haben das Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Diese Thesen stellte zumindest Til Schweiger bei „Menschen bei Maischberger“ auf. Dabei waren die zufälligen Eingebungen des Möchtegern-Intellektuellen zum Asyl-Thema nur eines: peinlich.
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In seinen Filmen spielt Til Schweiger nicht immer die Rolle des Guten. Als er sich gestern bei Sandra Maischberger einfand, um über die aktuelle Asylpolitik zu diskutieren, war ihm diese jedoch sicher. Dafür sorgte vor allem die Moderatorin, die von Anfang an parteiisch agierte.

Dabei nutzte sie die bewährte Masche der NDR-Moderatorin Anja Reschke, die ebenfalls in der Runde saß: Zunächst las Maischberger ein paar berechtigte Internet-Kommentare vor, die sich gegen „Gutmenschen“ und gegen Til Schweigers Asyl-Äußerungen wandten. Anschließend stellte Maischberger diese Internet-Beiträge in eine Reihe mit Gewalt- und Mordaufrufen gegen Flüchtlinge.

Mit dieser Methode war schon zu Beginn der Sendung klargestellt, welche Meinungen als akzeptabel und welche als moralisch verwerflich zu gelten haben. „Was ist das? Ist das Haß, ist das Angst?“, fragte Maischberger, um damit gleich erkennen zu geben, daß Zahlen und Fakten als Beweggründe nicht in Frage kommen. Solche Faktoren liegen außerhalb des Vorstellungsvermögens, das vom Betroffenheits-TV erwartet werden kann.

Schweiger: Gastarbeiter haben Deutschland wieder aufgebaut

So hatte Schweiger, der aus Hamburg zugeschaltet wurde, leichtes Spiel. Der Schauspieler erregte sich über Bürger, die in der Asylpolitik „stänkern“, wie er es formulierte. Anscheinend meinte er damit solche Trotzköpfe, die es wagen, in der Asylfrage anders zu denken als er. Schweiger teilte gegen Politiker aus, die am „rechten Rand“ auf Wählerfang gingen.

Schweiger, der sich selbst übrigens für einen Intellektuellen hält – kein Scherz-, gab den Anwesenden dann auch noch historischen Nachhilfeunterricht: Deutschland profitiert vom Euro, Gastarbeiter haben Deutschland wieder aufgebaut, Milliardenzahlungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Gewitter im Kopf war ihm dabei deutlich anzusehen.

Und weil das noch nicht genug war, forderte er auch noch, den Solidaritätszuschlag für Asylunterkünfte umzuwidmen. Als CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer die Idee vom Tisch wischte, pöbelte der Intellektuellen-Darsteller wüst: „Sie gehen mir auf den Sack.“ Überhaupt war der Millionär ziemlich offen für Maßnahmen, die den einfachen Arbeiter wohl härter treffen als ihn. Geradezu tragisch wurde Schweiger, als er die Verschärfung des Versammlungsrechtes für Asylkritiker forderte. Wenn die zu laut sind, könne man die über Nacht auch mal wegsperren. Damit hätte der große Denker dann also genau die Zustände hergestellt, vor denen andere angeblich fliehen.

Möchtegern-Sarrazin von links

Reschke inszenierte sich bei Maischberger erneut als Möchtegern-Sarrazin: „Endlich hat das mal jemand gesagt“ – solche Sätze hätten in den Reaktionen der Zuschauer gestanden.

Nicht minder grotesk war der Auftritt von Sevim Dağdelen, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. Dağdelen hielt CSU-Chef Horst Seehofer in Abwesenheit vor, daß er die Einwanderung in die Sozialsysteme „bis zur letzten Patrone“ bekämpfen wolle. „Welches Gewehr möchten Sie hier in diesem Land gegen wen richten?“, fragte allen Ernstes die Vertreterin einer Partei, die sich bestens mit Flüchtlingen und Gewehren auskennt.

Mit peinlichem Pathos wamste Dağdelen sich an Reschke und Schweiger heran: „Hochachtung“ empfinde sie für deren Stellungnahmen zur Asylpolitik. Damit wollte Dağdelen wohl demonstrieren, daß die Verwestlichung ihrer Partei vollendet ist. Im Osten wird sie damit Stimmen verlieren.

Tanz um Elefanten

Worüber wurde überhaupt gesprochen, und was kam heraus? Die entscheidende Frage, warum die Politik sich unfähig zeigt, das Heer der nicht asylberechtigten Illegalen abzuschieben, wurde praktisch nicht erörtert. Es war, als ob die Runde mit verbundenen Augen um den Elefanten im Zimmer tanzte. Der Journalist Roland Tichy deutete zwar kurz an, daß Scheuer ihm erklären müsse, warum das Asylrecht nicht funktionierte. Doch Scheuer ging nicht recht darauf ein. Wörter und Begriffe wie „Abschieben“, „Abschiebehaft“, „Flughafen“ oder „raus“ wurden gemieden wie ein stinkender Pilz.

Als Ersatz durfte man den Ergüssen von Dağdelen lauschen, die mit Blick auf die ungarische Asylpolitik meinte, daß sie „kein Europa der Unfreiheit und des Eisernen Vorhangs“ wolle. Dabei war ihre Partei genau dafür verantwortlich – doch solche absurden Blüten paßten zu einer absurd-inhaltsleeren Sendung.

Menschen bei Maischberger: Es denkt in Til Foto: ARD/Screenshot
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