BERLIN. Der Wehrbeauftrage des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), hat die Zustände für die in der Türkei stationierten Soldaten des Patriot-Kontingents der Bundeswehr scharf kritisiert. „Ich erwarte, daß das Verteidigungsministerium die Probleme schnellstmöglich aufarbeitet und abstellt“, forderte Königshaus gegenüber der Rheinischen Post.
Der FDP-Politiker hatte nach seinem Besuch der deutschen Soldaten in der osttürkischen Stadt Kahramanmaras in einem Bericht an den Verteidigungsausschuß des Bundestags unter anderem die hygienischen Zustände beklagt. Der Boden der dortigen sanitären Anlagen sei mit Schlamm bedeckt und die Toiletten verfügten zum Großteil nicht über eine Wasserspülung und seien „außen wie innen mit Kot und Urin verdreckt“.
Zudem sei die Stimmung, die den deutschen Soldaten von ihren türkischen Kameraden entgegengebracht würde, alles andere als freundschaftlich. Die Bundeswehr werde nicht wie ein willkommener Gast empfangen. So sei eine deutsche Feldjägerin von einem türkischen General tätlich angegriffen worden, als sie dessen Wagen während des Besuchs von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) stoppen wollte.
De Maizière beschwichtigt
Die Soldatin erlitt dabei mehrere Prellungen. Auch habe der türkische Lagerkommandant die Bundeswehr unmittelbar vor dem Ministerbesuch angewiesen, die deutschen Fahnen einzuholen, da es sich immer noch um eine türkische Kaserne handle.
De Maizière versuchte am Wochenende die Wogen zu glätten. „Natürlich habe auch ich bei meinem Besuch in der Türkei gewisse Probleme wahrgenommen, obwohl ich eher die Schokoladenseite gezeigt bekomme“, sagte er der Bild am Sonntag. Die türkischen Gastgeber hätten sich inzwischen viel Mühe gegeben. Zudem dürfe nicht vergessen werden, „daß die Traditionen unterschiedlich sind“.
Die Türkei wies die Berichte über die schlechte Unterbringung und Behandlung der deutschen Soldaten am Montag zurück. Einen Angriff eines Generals auf eine deutsche Feldjägerin habe es nie gegeben. Für die Reinigung der sanitären Anlagen sei darüber hinaus die Bundeswehr selbst zuständig, erläuterte die türkische Militärführung nach Agenturangaben am Montag.
Türken bestätigen Flaggenverbot
Nur der Bericht über das Verbot deutscher Fahnen treffe zu. Es sei lediglich eine deutsche Fahne vor der Einsatzzentrale genehmigt worden – zusammen mit der türkischen Fahne und der Flagge der Nato.
Bereits kurz nach ihrer Ankunft in der Türkei Ende Januar waren mehrere deutsche Soldaten von einer etwa 40köpfigen Gruppe Türken bedrängt und attackiert worden. Die Bundeswehr ist seit dem 20. Januar mit mehr als 240 Soldaten in der Türkei im Einsatz.
Mit dem Flugabwehrsystem vom Typ Patriot soll sie den Nato-Bündnispartner vor möglichen Angriffen aus dem benachbarten Syrien schützen. Deutschland stellt gemeinsam mit den Niederlanden und den Vereinigten Staaten zwei Patriot-Staffeln und bis zu 400 Soldaten. (krk)