MÜNCHEN. Das Wählerpotential für eine Euro-kritische Partei ist in Deutschland offenbar höher als bislang gedacht. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Focus könnte sich jeder vierte Deutsche vorstellen, bei der Bundestagswahl sein Kreuz bei einer Partei zu machen, die sich für den Austritts Deutschlands aus der Gemeinschaftswährung einsetzt.
„Bei den 26 Prozent handelt es sich um einen relativ hohen Wert. Dies deutet darauf hin, daß es hier möglicherweise Potential für eine neue Protestpartei gibt“, sagte Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner dem Magazin. Dies bedeute jedoch nicht, daß am Wahltag auch wirklich jeder potentielle Wähler sich für eine Anti-Euro-Partei entscheide. Welches Ergebnis eine solche Partei dann wirklich einfahre, hänge neben dem Programm auch von der Medienpräsenz ab und ob sie prominente Köpfe aufbieten könne.
Am stärksten ist die Resonanz bei den 40- bis 49jährigen. Hier können sich laut der Umfrage vier von zehn Befragten vorstellen, einer Euro-kritischen Partei ihre Stimme zu geben.
Zustimmung aus allen politischen Lagern
Eine Anti-Euro-Partei kann offenbar nicht nur auf Stimmen aus dem schwarzgelben Lager hoffen. Laut Emnid zeige das Umfrageergebnis, daß diese nicht nur bei 17 Prozent der Unionswähler und knapp einem Drittel der FDP-Anhänger auf Zustimmung stoße. Auch 15 Prozent der SPD-Wähler und 27 Prozent aus der Anhängerschaft der Grünen könnten sich vorstellen, eine solche Partei zu wählen. Bei der Linkspartei waren es sogar 57 Prozent.
In der vergangenen Woche hatte die angekündigte Parteigründung der eurokritischen „Alternative für Deutschland“ für Schlagzeilen gesorgt. Ursprünglich hatte die Initiative die Freien Wähler unterstützen wollen. (krk)