BERLIN. SPD-Chef Sigmar Gabriel fürchtet die Abwanderung von qualifizierten Türken aus Deutschland. Als Grund nannte er die Regelungen beim Staatsbürgerschaftsrecht. Die meisten flohen aus Deutschland, „weil sie denken, sie müßten ihre kulturellen Wurzeln kappen“, sagte Gabriel der Welt am Sonntag. Er forderte deswegen die Einführung von doppelten Staatsbürgerschaften für Ausländer.
So könne Türken in der Bundesrepublik signalisiert werden, daß sie in Deutschland willkommen seien und gemeinsam „an der Zukunft Deutschlands“ bauen sollten. Kritik, wonach Personen mit zwei Pässen nur einem Land gegenüber loyal seien könnten, ließ der SPD-Chef nicht gelten. „Ständig so zu tun, als ob türkischstämmige Deutsche unserem Staat nicht genauso loyal gegenüberstehen würden, wenn sie ihren türkischen Paß behalten, ist doch blanker Unfug.“ Deutschland sei auf qualifizierte Zuwanderer angewiesen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Gabriel bei einer Veranstaltung in Stuttgart gefordert, türkischstämmigen Politikern wichtigere Aufgaben anzuvertrauen. „Es ist nicht richtig, Türken sinnlose Ministerien wie Integrationsministerien anzuvertrauen“, sagte er nach einem Bericht der türkischen Zeitung Sabah. Künftig sollten diese auch Finanz-, Wirtschafts- oder Justizministerien führen. (ho)