BERLIN. Auch nach der Ablehnung einer gesetzlichen 30-Prozent-Frauenquote für Aufsichtsräte durch den Bundestag geht der innerparteiliche Streit in der Union weiter. „Es wurde eine Chance vertan“, kritisierte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. „Wir haben viel zu lange mit dieser Regelung gewartet“, sagte sie dem Deutschlandradio. Sie selbst habe schon in den 80er Jahre versucht, eine ähnliche Regelung durchzusetzen.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die als klare Befürworterin einer staatlich vorgegebenen Frauenquote für Privatunternehmen gilt, betonte, die Union habe bei der Frauenförderung einen „Riesenschritt voran“ gemacht. Sollten bis 2020 nicht 30 Prozent der Führungspositionen in Unternehmen von Frauen besetzt seien, werde es eine Quotenregelung geben. Von der Leyen zeigte sich überzeugt davon, dies auch mit der FDP, die Frauenquoten strikt ablehnt, durchsetzen zu können.
Deutsche lehnen Frauenquote ab
Die Liberalen wiesen entsprechende Überlegungen jedoch bereits zurück. „Wir Liberale wollen Frauen Aufstieg und Karriere ermöglichen, die gesetzliche Quote ist jedoch der falsche Weg“, sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Bei dieser Haltung werde seine Partei auch nach der kommenden Bundestagswahl bleiben.
Unterdessen wurde bekannt, daß die Mehrheit der Deutschen gegen eine starre gesetzliche Frauenquote ist. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid im Auftrag des Nachrichtensenders N24 sprachen sich nur 24 Prozent der Deutschen für eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote aus. 45 Prozent favorisieren eine von den Unternehmen festgelegte flexible Quote, wie sie auch Bundesarbeitsministerin Kristina Schröder (CDU) bevorzugt. 29 Prozent der Befragten lehnten jede Quotierung ab. Auch die Mehrheit der Frauen sprach sich gegen eine gesetzliche Quote aus. (ho)