MÜNCHEN. Ein ehemaliger Soldat der Waffen-SS hat von Großbritannien eine Entschädigung gefordert, weil er nach dem Krieg vom britischen Geheimdienst gefoltert wurde. Wie der Focus berichtet, war der heute 89 Jahre alte ehemalige Ingenieur Gerhard Menzel im Juni 1946 in Hamburg auf offener Straße vom englischen Auslandsgeheimdienst MI-6 verhaftet und in das berüchtigte Folterlager in Bad Nenndorf verschleppt worden.
Als Grund gaben die Briten an, er sei ein russischer Spion, weil er angeblich vorzeitig aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.
Wochenlange Folter
In Bad Nenndorf sei er dann über mehrere Wochen hinweg gefoltert worden. Wärter hätten ihn geschlagen und mit kaltem Wasser übergossen. Tagelang habe er nicht schlafen dürfen, ihm sei verboten worden, sich hinzusetzen und er hätte sich nur mit auf dem Rücken gefesselten Händen bewegen dürfen.
Als Menzel im März 1947 einem englischen Arzt vorgeführt wird, wiegt er laut Untersuchungsprotokoll gerademal noch 49 Kilogramm, bei einer Größe von 1,85 Meter. Der Arzt notiert, Menzel sei nur noch ein „lebendes Skelett“ und leide an einer schweren Schädigung der Lunge, ein Ergebnis der Folter mit dem eiskalten Wasser.
Viele Häftlinge starben
Laut dem Bericht hatten die Briten in Bad Nenndorf nach dem Krieg 372 Männer und 44 Frauen interniert. Zahlreiche Häftlinge verhungerten oder starben an den Folgen von Verletzungen. Andere nahmen sich das Leben.
Menzel will nun Schadensersatz für das ihm angetane Leid. „Premierminister David Cameron wird mich verstehen“, sagte er dem Focus. „Er ist doch ein Ehrenmann, oder?“
Wie die englische Zeitung Daily Mail berichtet, will Menzel seinen Fall vor dem High Court, dem obersten Zivilgericht, verhandeln lassen. Die Anhörung wird für Februar erwartet. (krk)