BERLIN. Mehrere Hundert Linksextremisten haben sich am Wochenende in Berlin stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Dabei wurden nach Polizeiangaben mehr als 50 Beamte verletzt, 60 Anhänger der linken Szene vorläufig festgenommen und 31 Ermittlungsverfahren wegen schwerem Landfriedensbruch, Körperverletzung und versuchten Totschlages eingeleitet.
Die Ausschreitungen hatten bereits am Samstagnachmittag während eines Aufzug unter dem Motto „Fight capitalist war – fight capitalist peace“ begonnen. Bereits kurz nach dem Start wurden die Sicherheitskräfte von den etwa Tausend Demonstranten mit Steinen, Flaschen und Sprengkörpern beworfen. Auch der Verbindungsbeamte, der den Kontakt zwischen der Veranstaltungsleitung und der Polizei halten soll, wurde mit Pflastersteinen beworfen und in den Rücken getreten.
„Echt guter Kick in den Rücken“
Auf der linksextremen Internetseite „Indymedia“ wurde dieser Angriff in einem mittlerweile gelöschten Kommentar ausdrücklich gelobt: „Echt guter Kick in den Rücken für den VerbindungzumVeranstalter-Bullen. Hoffentlich war das seine letzte Demo. Dann kann er in die Frühpension wenigstens noch eine Erinnerung mitnehmen.“
Nachdem die Versammlungsleiterin, die nach Angaben des Tagesspiegels seit Jahren im Studentenparlament der Freien Universität Berlin aktiv ist, die Demonstration für beendet erklärte, zogen mehrere Gruppen von Linksextremisten durch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, plünderten Geschäfte, attackierten Banken und griffen Verkehrspolizisten an.
Linke barrikadierten sich in einem „Autonomen Zentrum“
Die Krawalle setzten sich in der Nacht zum Sonntag mit Anschlägen auf das ehemals von Linksextremisten besetzte Wohnhaus in der Liebigstraße 14 fort. Die neuen Bewohner wurden mit Zwillen und Pflastersteinen angegriffen, Heizungsrohre kaputtgetreten und Mülltonnen in Brand gesetzt. Nachdem sich die Randalierer in ein „Autonomes Zentrum“ zurückgezogen hatten, wurde die eintreffende Polizei aus der Einrichtung mit Laserpointern, Bauschutt und Feuerlöschern angegriffen.
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) zeigte sich entsetzt über das Ausmaß der Gewalt. Die Gewaltbereitschaft der linksextremen Szene sei unverändert hoch, sagte er der BZ. Dennoch werde sich die Polizei nicht auf die „Provokationen“ einlassen.
Weitere Demonstrationen geplant
Derzeit mobilisieren linke Gruppen bereits zu weiteren Demonstrationen anläßlich des Jahrestages der Räumung der Liebigstraße 14. Dabei waren vor einem Jahr fast einhundert Polizisten verletzt worden. Die Krawalle vom Wochenende bilden den neuerlichen Höhepunkt linksextremer Ausschreitungen in der Hauptstadt. Erst vor wenigen Wochen waren Dutzende Beamte bei einer linken Kurdendemo verletzt worden. (ho)