BERLIN. Die Linkspartei ist erstmals seit fast zehn Jahren in einer Umfrage zur Bundestagswahl unter die Fünf-Prozent-Hürde gefallen. Sie kam in einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Bild-Zeitung auf vier Prozent der Stimmen (minus eins). Auch die Piratenpartei verlor einen Punkt und erreicht derzeit sieben Prozent.
Die Union bleibt mit 34 Prozent (plus eins) knapp stärkste Kraft vor den Sozialdemokraten mit 32 Prozent (plus eins). Grüne und FDP liegen unverändert bei 14 und fünf Prozent. Insgesamt wurden zwischen dem 1. und 4. Juni knapp über 2.000 Wahlberechtigte befragt.
Gysi: In der Linken herrscht Haß
Hintergrund für den schwachen Wert der Linkspartei ist offenbar der von Flügelkämpfen überschattete Parteitag am vergangenen Wochenende in Göttingen. Dabei hatten die als „Reformer“ bezeichneten Anhänger der mitteldeutschen Landesverbände gegen den linksextremen Flügel aus dem Westen den Machtkampf um die Besetzung des Parteivorsitzes verloren. Gewählt wurden Katja Kippling aus Sachsen und der Verdi-Funktionär Bernd Riexinger aus Baden-Württemberg.
Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, hatte in seiner halbstündigen Rede den Zustand der Partei und Fraktion heftig kritisiert und auch eine Spaltung der Partei in einen Ost- und Westflügel nicht ausgeschlossen. Bevor eine mit „Haß, Tricksereien, üblem Nachtreten und Denunziation eine in jeder Hinsicht verkorkste Ehe“ geführt werde, sei es besser, sich zu trennen. Mit Blick auf seine eigene Fraktion sprach er von „pathologischen Zuständen“. (ho)
Ein Bericht und Kommentar zum Parteitag der Linken erscheinen am Mittwoch in der JUNGEN FREIHEIT.