BERLIN. Die ehemalige Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat von den Industriestaaten mehr Geld für die Entwicklungshilfe gefordert. „Es wird Zeit, daß die internationale Zivilgesellschaft aufschreit und Druck macht“, sagte sie der taz. Hintergrund ist ein Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, demzufolge die Entwicklungshilfe erstmalig sinkt. 2011 wurden zwar über 133 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt, jedoch sind dies 2,7 Prozent weniger als noch 2010.
Als Grund für den Rückgang wird von der OECD die weltweite Finanzkrise genannt. „Ich finde das zynisch und unerträglich“, stellte die Sozialdemokratin dazu fest. Für die Finanzkrise seien die Industriestaaten selbst verantwortlich. „Aber die Ärmsten in den Entwicklungsländern waren die Opfer.“ Beispielsweise hätten sich die Überweisungen von Eingewanderten in ihre Heimatländer „verlangsamt“, klagte sie.
Geld für mehr „Klimagerechtigkeit“
Stattdessen forderte die Ministerin mit einer „globalen Wachstumsstrategie“ mehr Geld für Entwicklungsländer. „Bei der Entwicklungsarbeit zu kürzen ist das Dümmste und Kurzsichtigste.“ Unter anderem diene dies der „Klimagerechtigkeit“: „Denn um den Klimawandel zu bremsen, brauchen die armen Länder mehr Finanzmittel für den Umbau ihrer Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien.“
Deutschland zahlte 2011 zwar mit über zehn Milliarden Euro den höchsten Betrag an Entwicklungshilfe in seiner Geschichte und steht damit nach den Vereinigten Staaten von Amerika an zweiter Stelle. Dennoch sieht Wieczorek-Zeul die Deutschen für eine Sparpolitik verantwortlich, durch welche „die Krise des Nordens erneut auf die Ärmsten abgewälzt“ werde. „Ich frage mich allerdings, wo der Aufschrei bleibt.“ (FA)