BERLIN. Die Türkei hat der Bundesregierung im Streit um die Rückgabe der sogenannten „Sphinx von Hattuscha“ ein Ultimatum gestellt. Der türkische Kulturminister Ertugrul Günay sagte dem Tagesspiegel, Deutschland müsse das antike Ausgrabungsstück bis zum Juni an die Türkei zurückgeben.
Sollte dies nicht geschehen, werde die türkische Regierung dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) die Ausgrabungslizenz für Ruinen von Hattuscha entziehen, drohte Günay. Um sein Anliegen zu untermauern, entzog das türkische Kulturministerium dem DAI bereits die Grabungslaubnis für die altrömische Stadt Stadt Aizanoi im Westen der Türkei.
Auch für eine im Oktober geplante Ausstellung im Berliner Pergamonmuseum will die Türkei keine der angefragten Leihgaben bereitstellen. Nur die „Rückgabe einiger der von uns zurückgewünschten Stücke würde eine Kooperation erleichtern“. Deutschland müsse hier guten Willen zeigen. Bisher habe nur die Türkei Zugeständnisse gemacht, kritisierte der Minister. Zukünftig werde das türkische Kulturministerium enger mit Ägypten und Griechenland kooperieren, was die Rückgabe verschleppter Kunstschätze angeht.
Bundesregierung zu Gesprächen bereit
Die Bundesregierung teilte am Donnerstag mit, es seien bereits Expertengespräche mit der Türkei vereinbart worden. Ziel sei eine Beilegung des Streits und eine„einvernehmliche Lösung“.
Die „Sphinx von Hattuscha“ aus dem 14./13. Jahrhundert vor Christus war 1915 von deutschen Forschern zur Restaurierung nach Berlin gebracht worden. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches war das Kunstwerk in Deutschland verblieben. Frühere Rückgabeforderungen hatte Deutschland stets abgelehnt. (ho)