BERLIN. Jeder dritte muslimische Jugendliche ist Juden gegenüber feindlich gesinnt und mehr als jeder zweite verachtet Homosexuelle. Dies geht aus der vom Berliner Senat in Auftrag gegebene Studie „Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin“. Erstmals wurden in der durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen vorgenommenen Schülerbefragung auch die verschiedenen Einwanderergruppen auf mögliche feindselige Einstellung hin untersucht.
In der Studie wurde unter anderem gezielt eine feindliche Einstellung der Einwanderergruppen gegenüber den Deutschen abgefragt. So war mehr als jeder vierte Jugendliche aus einer Einwandererfamilie der Meinung, daß sich Deutsche aus ihren Angelegenheiten heraushalten sollten. Rund 19 Prozent gaben an, daß ihnen Deutsche gleichgültig seien. Ebenso viele waren der Meinung, daß sich deutsche Männer von ihren Frauen fernhalten sollten. Fünfzehn Prozent sprachen den Deutschen eine eigene Kultur ab und ebenso viele betrachteten sie als „Ungläubige“.
Moslems unterscheiden sich von anderen Einwanderern
Dabei zeigten sich erhebliche Diskrepanzen zwischen muslimischen und anderen Einwanderergruppen. Im Gegensatz zu ihren Altersgenossen aus anderen Kulturkreisen wiesen muslimische Jugendliche eine deutlich höhere Neigung zur Deutschfeindlichkeit auf: „Türkische Jugendliche und Jugendliche aus anderen islamischen Ländern sind zu 12,6 beziehungsweise 10,3 Prozent als deutschenfeindlich einzustufen“, stellten die Autoren fest. „Jugendliche mit süd-, west- oder nordeuropäischem Hintergrund hingegen gar nicht.“
Im Vergleich mit einer deutschlandweiten Vorgängerstudie kommen die Autoren aber zu einem für Berlin günstigen Urteil. Während demnach fast 40 Prozent der türkischen Jugendlichen angaben, schon einmal Deutsche wegen deren Herkunft beleidigt zu haben, lag der Wert für Berlin mit 15 Prozent bei weniger als der Hälfte. Bei Jugendlichen asiatischer Herkunft unterschied sich der Prozentwert hingegen mit 18,4 und 17,3 kaum.
Zehn Prozent der Türken sind nationalistisch organisiert
Besonders kraß fällt der Unterschied bei der Feindlichkeit gegenüber Juden und Homosexuellen aus. Während lediglich sieben Prozent der deutschen Jugendlichen eine antisemitische Einstellung erkennen ließen und zu fünfzehn Prozent Homosexuellen ablehnend gegenüber stehen, liegt der Wert bei türkischen Jugendlichen bei 34 beziehungsweise 52 Prozent. Noch höhere Werte weisen Libanesen mit 37 beziehungsweise 57 Prozent auf. Einwanderer aus anderen islamischen Ländern erreichen immer noch Werte von 26 und 52 Prozent.
Ungewöhnlich hoch ist auch der Anteil der nationalistisch organisierten türkischen Jugendlichen. Über zehn Prozent gaben an, Mitglied in nationalistischen Gruppierungen wie den Grauen Wölfen zu sein. Bei anderen Gruppen ist dieser Wert deutlich niedriger. Die Schülergruppe, die wegen Schulschwänzen nicht an der Befragung teilnahm, setzte sich zu zwei Dritteln aus Einwandererkindern zusammen. (FA)