BERLIN. Der türkische Ministerpräsident Recep Erdogan hat Deutschland vorgeworfen, eine „negative und vorurteilbehaftete“ Einstellung zu Einwanderern zu haben und diese dadurch zum „Ziel fremdenfeindlicher Gruppen“ zu machen. Es gebe eine steigende Zahl von Überfällen auf türkische Einrichtungen in Deutschland, die „offenbar auf Rassismus, Fremdenhaß und Islamophobie“ zurückzuführen seien, zitiert die Nachrichtenagentur AFP den türkischen Regierungschef.
Anlaß sind mehrere Brandstiftungen in Berliner Wohngebieten mit hohen türkischen Bevölkerungsanteilen. Ein Tatmotiv ist unklar, jedoch wird ein fremdenfeindliches Motiv derzeit ausgeschlossen. „Wir erwarten, daß die deutschen Behörden die Straftäter so bald wie möglich festnehmen und vor Gericht stellen“, verlangte Erdogan. Darüber hinaus sollten „die notwendigen Maßnahmen“ ergriffen werden, um in der Zukunft solche Taten zu verhindern.
„Ausländerfeinde“ aus der Gesellschaft ausgrenzen
Erst im Februar hatte Erdogan in einer Rede in Düsseldorf vor einer wachsenden „Islamophobie“ der Deutschen gewarnt. Zudem forderte der Chef der strengreligiösen Regierungspartei AKP deutsche Politiker dazu auf, den Islam nicht zu kritisieren und „Ausländerfeinde“ aus der Gesellschaft auszugrenzen.
Die Türkei selbst versteht sich als ethnisch und religiös homogener Nationalstaat. Eine Unterdrückung und Verfolgung christlicher Minderheiten führte in den vergangenen Jahrzehnten zur Flucht von rund 300.000 syrisch-orthodoxen Christen nach Europa. (FA)