BERLIN. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, hat sich enttäuscht über den Kurs der schwarz-gelben Bundesregierung gezeigt. Aus gesellschaftspolitischer und wirtschaftspolitischer Sicht sei die Koalition von Union und FDP „eher eine sozial-liberale Koalition“, sagte Henkel in einem Interview mit der Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT.
Schuld daran sei vor allem die CDU. Durch ihren Linksrutsch habe sich die Union als wertkonservative Partei verabschiedet. „Das kann man an drei Namen festmachen: an dem des Sozialpopulisten Horst Seehofer, des Arbeiterführers Jürgen Rüttgers und leider auch an dem der Bundeskanzlerin.“ Diese habe sich während der Großen Koalition offensichtlich von der SPD anstecken lassen.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise warnte Henkel vor einer Hyperinflation. Wenn sich die Situation so weiterentwickle, sei diese unausweichlich. Profitieren davon würde vor allem der größte Schuldner – der Staat.
„Es muß auch mal mit der Faust auf den Tisch geschlagen werden“
Die Bürger dürften sich eine solche Politik, die die Zukunft aller aufs Spiel setze, nicht länger gefallen lassen, sagte der ehemalige BDI-Chef: „Inzwischen muß auch mal mit der Faust auf den Tisch geschlagen werden“, forderte Henkel. Dies sei auch das Anliegen seines aktuellen Buchs „Die Abwracker“, in dem er den Ursachen und Wirkungen der Krise auf den Grund geht.
Kritik fand der frühere Top-Manager auch für den Bundesbankpräsidenten Axel Weber. Dessen Verhalten im Fall Sarrazin sei „kindisch“ gewesen. Überhaupt habe er die intoleranten Reaktionen auf die Äußerungen des früheren Berliner Finanzsenators als erschreckend empfunden. Schließlich hätte die Mehrheit der Deutschen, so wie er selbst, Sarrazins Ansichten geteilt. (JF)
Das vollständige Interview mit Hans-Olaf Henkel ist in der aktuellen Ausgabe der JF (Nr. 2/10) erschienen.