HAMBURG. Einer der beiden sogenannten 20-Cent-Mörder soll ein Teilgeständnis abgelegt haben. „Mein Mandant hat gesagt, daß er den Mann geschlagen hat und dann weggelaufen ist. Getreten hat er ihn nicht“, sagte der Anwalt des einen Angeklagten gegenüber Spiegel Online.
Den beiden siebzehnjährigen Hamburgern Onur K. und Berhan I. wird vorgeworfen, vor einem Jahr den 44jährigen Dachdecker Thomas M. erschlagen zu haben, weil er ihnen keine 20 Cent geben wollte. „Eine anlaßlose, rein provozierende Gewalttat“, so die Staatsanwaltschaft.
Opfer habe sich bedrohlich genähert
Der teilgeständige Angeklagte ließ nun durch seinen Anwalt eine andere Sicht verbreiten. Er habe sich durch Thomas M. bedroht gefühlt, weil dieser ihn verbal angegriffen habe und dann mit einer Bierflasche in der Hand auf ihn zugekommen sei. Um Geld habe er nicht gebettelt.
„Das Ganze war natürlich ein Fehler. Er weiß das auch, und es tut ihm leid. Aber da sind unglückliche Dinge zusammengekommen“, sagte der Anwalt. Sein Mandant hofft nun auf eine Bewährungsstrafe.
Änderung der Strafprozeßordnung beabsichtigt
Der Fall sorgte deutschlandweit für Aufsehen, weil die Angeklagten vor Prozeßbeginn aus der Untersuchungshaft entlassen wurden. Grund war der Vulkanausbruch in Island, der die vorsitzende Richterin nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommen ließ.
Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne Alternative Liste) beabsichtigt deswegen eine künftige Änderung der Strafprozeßordnung. Der Prozeß selbst soll am 9. Juni mit der Vernehmung der Zeugen fortgesetzt werden. (FA)