BERLIN. Der Bundesvorstand der Jusos hat eine stärkere Bekämpfung der studentischen Burschenschaften gefordert. Gegen deren Akzeptanz an den Universitäten und in der Gesellschaft müsse „aktiver Widerstand“ geleistet werden, heißt es in einem entsprechenden Antrag für den vom 19. bis 21. Juni stattfindenden Bundeskongreß.
Laut den Jungsozialisten spielten Burschenschaften bei der „Gewinnung studentischer Nachwuchs-Rechtsextremisten eine entscheidende Rolle“. Die „autoritären, sexistischen und chauvinistischen Gruppen“ am rechten Rand stünden in der Tradition der konservativen Revolution und könnten durch ihre Verbundenheit zu Wirtschaft und Politik und dem Verweis auf eine vorgeblich freiheitliche Geschichte ungehindert für ihre gesellschaftlichen Ziele rekrutieren und werben.
Ziel der Jusos sei es daher, den Rechtskonservatismus der Burschenschaften als „bürgerlich-geschönte intellektuelle Grundlage eines modernen Rechtsextremismus zu enttarnen und effektiv zu bekämpfen“, ebenso wie die aus diesen Gruppen kommenden Bestrebungen „zur Normalisierung eines neuen deutschen Nationalismus unter dem verschleiernden Begriff Patriotismus“.
Deutsche Burschenschaft weist Vorwürfe zurück
Daher müsse die bereits bestehende ideologische Unvereinbarkeit zwischen der Mitgliedschaft in einer Burschenschaft und in der SPD in eine „formell anerkannte Unvereinbarkeit“ umgewandelt werden, fordert der Juso-Bundesvorstand.
Der Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft, Michael Schmidt, wies die Anschuldigungen gegenüber der JUNGEN FREIHEIT als „ideologische Sandkastenspiele“ zurück. Den Jusos ginge es nicht um eine Auseinandersetzung mit den politischen Inhalten der Deutschen Burschenschaft, sondern um die Profilierung im Wahlkampf.
„Der SPD-Nachwuchs handelt nach der Devise, ich habe eine feste Meinung, bitte verwirren sie mich nicht mit Fakten. Hauptsache erstmal verbal draufhauen und hoffen, daß möglichst viel hängenbleibt“, sagte Schmidt. Wenn die Jusos die Begriffe Patriotismus und Nationalismus gleichsetzten, zeige dies jedoch nur, daß es ihnen in Wahrheit um eine Verschiebung des politischen Koordinatensystems nach links gehe.
„Jusos entlarven sich selbst als Undemokraten”
Daß sich die Parteijugend der SPD radikalisiere, sei bei den Jusos guter Brauch und liege offensichtlich daran, daß die SPD sich in der Großen Koalition ein Stück weit von der reinen linken Lehre habe entfernen müssen. All zu große Bedeutung wollte Schmidt dem Antrag jedoch nicht beimessen. Vielmehr entlarvten sich die Jusos dadurch selbst als Undemokraten.
Ein ähnlicher Abgrenzungsbeschluß der Jusos gegenüber Mitgliedern studentischer Verbindungen war im Januar 2006 am Widerspruch des Parteivorstands gescheitert. Wenig später konnten die Jungsozialisten jedoch einen Teilerfolg für sich verbuchen, als der Bundesvorstand und das Präsidium der Sozialdemokraten einstimmig „eine Mitgliedschaft in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft mit der SPD-Mitgliedschaft für unvereinbar“ erklärte.
Bei der Burschenschaftlichen Gemeinschaft handelt es sich um einen Zusammenschluß konservativer Verbindungen aus der Bundesrepublik und Österreich innerhalb der Deutschen Burschenschaft. (krk)