BERLIN. Die deutsche und die polnische Bischofskonferenz haben zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Vergangenheit aufgerufen. Angesichts des siebzigsten Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkrieges seien „Redlichkeit in der Auseinandersetzung“ und „Verzicht auf Stereotypen“ notwendig, um „das mühsam gewachsene Vertrauen zwischen Polen und Deutschen“ nicht zu untergraben, hieß es in einer am Dienstag von den katholischen Erzbischöfen Robert Zollitsch und Józef Michalik unterzeichneten Erklärung.
Der Zweite Weltkrieg sei kein Krieg wie viele andere gewesen. Vielmehr habe das nationalsozialistische Deutschland in Europa einen Krieg entfesselt, in dem die fundamentalen Menschenrechte offen verneint und alle moralischen Prinzipien über Bord geworfen worden sein. Im Osten Europas habe der Krieg auf Vernichtung und Versklavung gezielt.
Abfolge der Geschehnisse nicht verkennen
Nach dem Ende des Krieges hätten Deutschland und Polen ein unterschiedliches Los getroffen. „Polen geriet im Zuge der Entscheidung der Siegermächte in die Einflußzone der Sowjetunion, was von der polnischen Gesellschaft als neue Besatzung aufgefaßt wurde – mit neuem Leid, neuen Opfern, Vertreibungen und Umsiedlungen“.
Auch das Glück der Deutschen sei unterschiedlich ausgefallen: „Während im Westen schon bald nach 1945 ein freiheitliches Gemeinwesen aufgebaut werden konnte, mußten sich die Ostdeutschen mit sowjetischer Oberhoheit und dem kommunistischen Gesellschaftssystem abfinden.“
In Anbetracht des verbrecherischen Angriffskrieges des nationalsozialistischen Deutschland, des tausendfachen Unrechts, das in der Folge den Menschen in Polen durch Deutsche zugefügt wurde, und des Unrechts, das vielen Deutschen durch die Vertreibung angetan wurde, spreche man gemeinsam aus: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“.
Man verurteile gemeinsam das Verbrechen des Krieges und die Vertreibungen. „Dabei verkennen wir niemals den inneren Zusammenhang und die Abfolge der Geschehnisse.“ (krk)