HALBERSTADT. Im Fall um den angeblich rechtsextrem motivierten Übergriff auf eine Theatergruppe in Halberstadt im vergangenen Juni ist der Hauptangeklagte zu zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden.
Nach Ansicht des Amtsgerichts hat sich der 23 Jahre alte Mann der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, indem er mindestens drei Mitglieder der Theatergruppe angegriffen habe. Er soll zur Tatzeit der rechtsextremen Szene angehört und auf die Schauspieler eingeschlagen haben, weil er sie auf Grund ihres äußeren Erscheinungsbildes für Linke gehalten haben soll.
Der Hauptangeklagte, der unter Bewährung stand, räumte eine Tatbeteiligung ein, bestritt aber ein politisches Motiv. Zugleich hatte er gelobt, aus der rechtsextremen Szene aussteigen zu wollen und drei weitere Mitangeklagte mit seinen Aussagen belastet. Diese wurden aber heute aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Ermittlungen in einem anderen Fall auch gegen eines der Opfer
Der Fall hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt und eine Diskussion um angebliche „No-Go-Areas“ für Linke und Ausländer in Teilen Mitteldeutschlands neu entfacht. Tagelang erschien in Zeitungen und Fernsehen das Bild eines der Opfer, Alexander J., das sich mit rotem Irokesenschnitt, blauem Auge und Nasenverband ablichten ließ.
Die meisten Medien hatten behauptet, daß es sich bei den Schauspielern nicht um Linke gehandelt habe, sondern diese nur wegen ihrer Rollen so aussahen. Im November vergangenen Jahres ermittelte die Polizei Halberstadt allerdings gegen das prominenteste Opfer aus der Schauspielergruppe. Alexander J.
Diesem war nach einem Polizeieinsatz in einem linken Wohnprojekt Körperverletzung, Beleidigung und Widerstand gegen die Beamten vorgeworfen worden.