BERLIN. Deutschlands Eltern sind steigendem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt. Dies geht aus der Studie „Eltern unter Druck – Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten“ hervor, welche die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung heute in Berlin vorgestellt hat.
In der Studie wird die Lebenssituation der heutigen Elterngeneration untersucht. Kinder seien für die heutige Gesellschaft immer weniger selbstverständlich geworden. Christine Henry-Huthmacher von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Studie wissenschaftlich begleitete, faßte es so zusammen: „Elternschaft ist heute eine Option unter anderen Lebens- und Partnerschaftsformen geworden. Elternschaft paßt heute mit den besonderen Abhängigkeiten immer weniger in den gesellschaftlichen Mainstream.“
Andererseits besitzen diese ihren Kindern gegenüber ein Maß an Verantwortung, „das es in früheren Elterngenerationen so nicht gegeben hat,“ was sich nicht selten für die Eltern in psychischer und finanzieller Belastung äußert: „Eltern sehen sich heute vielfältigem Druck ausgesetzt, sind zu großen Teilen verunsichert und versuchen den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden (…) So beherrscht nicht selten Zeitdruck, Organisations- und Leistungsdruck den Alltag von Eltern.“
Ein Drittel fühlt sich gestreßt
Ein Drittel der Eltern fühle sich im Erziehungsalltag „oft“ bis „fast täglich“ gestreßt, knapp die Hälfte „gelegentlich“. „Bildungsdruck, Erziehungsdruck, die kaum zufriedenstellende Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch der finanzielle Druck, den vor allem sozialschwache Familien erleben, erschweren Eltern den Alltag mit Kindern.“
Dabei ist vor allem die „bürgerliche Mitte“ betroffen. Mit einem nur durchschnittlichen Haushaltseinkommen zur Verfügung, übt sie häufig persönlichen Verzicht, um in eine bessere Bildung ihrer Kinder zu investieren, die sie nicht mehr von der öffentlichen Erziehung erwarten. Mütter dieser Gruppe sind dann nicht aus persönlicher Neigung erwerbstätig, sondern um ihrem Kind beispielsweise den Besuch einer Privatschule zu ermöglichen.
Oft bleibt es auch bei diesem einen Kind, da ein zweites für diese Familien nicht mehr finanzierbar wäre. Für dieses eine Kind wird einiges an Unbill in Kauf genommen, bis hin zum Wohnungswechsel, wenn die Kinder schulpflichtig werden. Denn „Elternschaft ist keine Solidargemeinschaft mehr“, wie Henry-Huthmacher feststellt. Statt dessen würde man sich abgrenzen.
Buschkowsky: „Bei den Kindern hört die Toleranz auf“
Dies muß auch der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky feststellen: „Wir sind attraktiv für junge Menschen, für Künstler und Studenten – bis sie eine Familie gründen. Dann ziehen die ersten weg“, sagte er in einem Gespräch mit der Welt. Dies beträfe „an allererster Stelle die bildungsorientierten Migranten.
Sie telefonieren die Schulen ab und erkundigen sich nach dem Ausländeranteil. Aber auch taz-Leser und Grünen-Wähler kehren Neukölln den Rücken oder melden ihre Kinder bei der Oma in Wilmersdorf an,“ denn „spätestens bei den Kindern hört die Toleranz auf“, heißt es in der Studie.