BERLIN. Mehrere Schulen haben anläßlich der Fußballeuropameisterschaft ein Nationalfahnenverbot verhängt.
Als beispielsweise an der Hannoveraner Goetheschule am Donnerstag nach dem Spiel gegen die Türkei zahlreiche Schüler mit schwarzrotgoldenen Fahnen zum Unterricht erschienen, verbot ihnen der Schulleiter Wilhelm Bredthauer dies kurzerhand.
„Mit Rücksicht auf Schüler anderer Nationalitäten wolle man keine Siegermentalität aufkommen lassen“, begründete er gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung seine Entscheidung.
Die Schüler wollten dies jedoch nicht akzeptieren und informierten die Presse von dem Fahnenverbot, wodurch auch das Kultusministerium auf den Fall aufmerksam wurde. Dort entschied man nun, daß das „Flagge-Zeigen“ an den Schulen während der EM nicht unterbunden werden solle.
Fahnenverbot auch in Berlin
Anders am Berliner Schiller-Gymnasium: Hier gilt das Fahnenverbot nach wie vor. Am Montag wandte sich Schulleiter Jürgen Panteleit in einem Schreiben, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, an seine Schüler. Die Schule sei grundsätzlich ein neutraler Raum, was jegliche politische Demonstrationen verbiete.
Nicht nur das Schulgesetz verlange es, daß die Beziehungen zu anderen Menschen in Respekt, Gleichberechtigung und Verständigung gestaltet würden. Auch die Schüler müßten sich für eine friedliche Verständigung in der Gesellschaft und zwischen den Völkern einsetzen.
„Es ist daher unzulässig, eine Fahne – egal welcher Nation – in der Schule öffentlich (=demonstrativ) zu tragen, mitzuführen oder aufzuhängen oder gar kleine ‘nationale’ Demonstrationen auf dem Schulhof durchzuführen“, heißt es in der schriftlichen Anweisung an die Schüler.
Panteleit appelliert zudem an die Fußballfreude, Sportlichkeit und Vernunft seiner Schüler und hofft, daß „die beste Mannschaft – egal, aus welchem Land diese kommt – gewinnen“ möge.