BERLIN/HAMBURG. Die befürchteten Auseinandersetzungen sind ausgeblieben. Sowohl vor als auch nach dem gestrigen EM-Halbfinalspiel blieben deutsche und türkische Fans friedlich. Die Fanmeile am Brandenburger Tor glich einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer. Nur vereinzelt waren kleine Gruppen auszumachen, aus denen die türkische Flagge herausragte.
Dementsprechend spärlich fiel auch der Jubel bei der Führung der Türken aus. Nach dem 3:2-Sieg der deutschen Mannschaft war die Euphorie der deutschen Fans dafür um so größer. Auf dem Berliner Hauptbahnhof bildeten sich innerhalb kürzester Zeit regelrechte Fantrauben, aus denen unentwegt Schlachtgesänge ertönten.
Ausgelassenes Feiern auch auf dem Kurfürstendamm, wo bis spät in die Nacht unentwegt Autokorsos mit Hupkonzerten das Straßenbild prägten. Schon vor dem Spiel war der Respekt der türkischen Fans vor der deutschen Elf groß. Die meisten von ihnen tippten auf einen Sieg für das DFB-Team.
Linksextremisten ziehen sich zurück
Zwischenzeitlich drohten im stark von Einwanderern geprägten Bezirk Neukölln Rangeleien, als türkische Fans auf Gruppen von Arabern trafen, die den Sieg der Deutschen Mannschaft ausgelassen feierten. Am Kottbusser Tor in Kreuzberg kam es vereinzelt zu Provokation von Polizeibeamten durch Türken, die aber von deutschen Fans zerstreut wurden. Durch massive Polizeipräsenz im Bezirk konnte auch eine Auseinandersetzung zwischen rund vierhundert Kurden und Türken verhindert werden. Insgesamt zog die Berliner Polizei eine positive Bilanz.
Auch in Hamburg blieb die Stimmung unter den Fans freundlich und entspannt. Selbst am linksextremistischen Kulturzentrum „Rote Flora“ blieb es friedlich. Die Linksautonomen hatten sich zurückgezogen. Noch bei der WM 2006 hatten sie versucht, die Übertragung der Spiele der deutschen Mannschaft durch das Abspielen lauter Musik zu stören und jubelnden Fans ihre Fahnen zu entreißen.
Auch auf der Reeperbahn war die Begeisterung groß. Die Polizei war vor Ort, wurde jedoch nicht gefordert. Die türkischen Fans waren auch in der Elbmetropole mit gedämpften Erwartungen gekommen, da ihre Mannschaft nicht in Bestbesetzung antreten konnte. Um so freudiger reagierten sie auf das gute Spiel ihrer Mannschaft.