BERLIN. Der ehemalige Bundesschatzmeister der NPD, Erwin Kemna, hat gestanden, von seiner Partei 700.000 Euro veruntreut zu haben. Vor dem Landgericht Münster räumte Kemna heute zum Prozeßauftakt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weitgehend ein, nach denen ihm gewerbsmäßige Untreue in 86 Fällen zur Last gelegt worden war. Das Gericht verurteilte ihn daraufhin zu zwei Jahren und acht Monaten Haft.
Der NPD-Politiker hatte Geld von Partei- auf Privatkonten umgeleitet, um Zahlungsschwierigkeiten seines mittlerweile aufgegebenen Küchenstudios zu überbrücken.
Das Gericht hatte dem 57 Jahre alten Kemna zu Beginn der Verhandlung in Aussicht gestellt, daß er im Falle eines Geständnisses zu nicht mehr als drei Jahren Gefängnis verurteilt werde. Der ehemalige NPD-Schatzmeister war im Februar verhaftet worden.
Prozeß könnte Parteichef Voigt in Schwierigkeiten bringen
Das Geständnis Kemnas, der als enger Vertrauter von Parteichef Udo Voigt gilt, könnte auch Auswirkungen auf die Parteiführung haben und eine neue Diskussion um den Parteivorsitzenden und den Kurs der NPD auslösen.
Bereits im März hatte der Fraktionsvorsitzende der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT gesagt, er würde sich der Aufgabe des Parteivorsitzenden nicht verweigern, wenn sich die Vorwürfe gegen Schatzmeister Kemna bestätigen sollten und die Parteispitze dadurch so in Schieflage geriete, daß eine Gefährdung für den gesamten Kurs der NPD entstünde.