BERLIN. Der US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Barack Obama, hat eine Aufstockung der Nato-Truppen in Afghanistan zugunsten amerikanischer Steuersenkungen gefordert.
Nach einem Bericht der Bild am Sonntag sagte Obama in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNN: „Wenn wir mehr Nato-Truppen in Afghanistan haben, bedeutet das langfristig weniger amerikanische Truppen dort. Das wiederum bedeutet, daß wir Milliarden Dollar sparen, mit denen wir Steuersenkungen für Mittelklassefamilien finanzieren können, die unter den gestiegenen Benzinpreisen leiden.“
Deutsche Politiker reagierten mit Empörung auf Obamas Forderung nach mehr Nato-Truppen. Der Generalsekretär der FDP, Dirk Niebel, sagte der Bild am Sonntag: „Keinesfalls wird der deutsche Steuerzahler mit mehr Geld und mehr Truppen für Afghanistan die Steuersenkungen in den USA bezahlen.“ Wenn Grenzen erreicht seien, müsse man auch gegenüber Obama nein sagen, so Niebel.
McCains Sprecher lästert über „kriecherische Deutsche“
Ähnlich äußerte sich der CSU-Vorsitzende Erwin Huber gegenüber dem Blatt. Mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan für Steuersenkungen in Amerika zu schicken sei eine abwegige Idee. „Das ist das Gegenteil von Solidarität und Partnerschaft, wenn der eine mehr Opfer bringen soll und der andere daraus den Vorteil zieht“, sagte Huber. Zudem nannte er Obamas Steuersenkungsplan „eine Enttäuschung für Europa und Deutschland“.
Auch aus der SPD kam Kritik. Der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte, Deutschlands Sicherheit und die der Menschen in Afghanistan seien der einzige Grund, warum Deutschland sich am Hindukusch engagiere.
Erst in der vergangenen Woche war Barack Obama bei seiner Rede an der Berliner Siegessäule von rund 200.000 Menschen zum Teil frenetisch bejubelt worden. In Amerika allerdings erntete Obama für die Termingestaltung während seines Deutschlandaufenthaltes auch Kritik, da er einen angekündigten Besuch bei verwundeten amerikanischen Soldaten im US-Militärkrankenhaus in Landstuhl aus Zeitgründen absagte.
Ein Sprecher des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain sagte dem Nachrichtensender Fox News, Obama „ziehe einen Haufen kriecherischer Deutscher einem Treffen mit verwundeten Soldaten in Deutschland vor“.