BUDAPEST. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat angekündigt, AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel in der kommenden Woche in Budapest zu empfangen. „Die AfD könnte 20 Prozent der Stimmen erhalten. Wenn deren Chefin mit mir sprechen will: Warum sollte ich Nein sagen?“, sagte der Politiker der NZZ. „Wenn Olaf Scholz mich anrufen würde, würde ich ihn auch empfangen. Aber die Gefahr ist nicht akut.“
Weidel bestätigte das Treffen auf dem Kurznachrichtendienst X und schrieb: „Vielen Dank für Ihre Einladung, Herr Premierminister.“ Sie freue sich darauf, ihn kennenzulernen.
Thank you for your invitation, Prime Minister @PM_ViktorOrban! I am looking forward to meeting you. https://t.co/gWZ58hjh3z
— Alice Weidel (@Alice_Weidel) February 3, 2025
Kritik an manchen AfD-Aussagen
Orbán äußerte in dem Gespräch auch Kritik an der AfD. „Es gibt Aussagen, die schlicht nicht Teil der politischen Kultur im 21. Jahrhundert sein können“, sagte der Regierungschef. „Aber ich habe selbst Bewegungen angeführt im Kampf gegen das kommunistische Regime in Ungarn. Auch da sind verrückte Leute aufgetaucht.“ Wenn man Politik in einer Partei institutionalisiere, werde sie zwar „langweiliger“, aber auch berechenbarer, mahnte Orbán.
Er sehe in der AfD derzeit eher „eine Bewegung als eine Partei“. Da könnten auch „verrückte Personen und Ideen auftauchen“. Dieses Risiko habe der Rassemblement National von Marine Le Pen nicht eingehen wollen, erklärte Orbán mit Blick auf die Tatsache, daß seine Partei im EU-Parlament nicht in derselben Fraktion sei wie die AfD.
Das Programm der Partei – etwa „Steuersenkungen, Redimensionierung des Green Deal, Rückkehr zur Nuklearenergie, strikte Migrationspolitik“ – klinge gut. Aber seine Partei habe keinerlei Beziehungen zur AfD. Er wolle sich auch nicht „in deutsche Angelegenheiten einmischen“.
Orbán fordert Waffenstillstand
Eine „Brandmauer“ wie in Deutschland gebe es in Ungarn nicht, sagte der mit absoluter Mehrheit regierende Politiker. Eine solche mache „das politische Denken primitiv“. Wenn eine Partei Wählerstimmen erhalte, „nehmen wir sie ernst“. Das heiße allerdings nicht, daß „wir mit ihr zusammenarbeiten“, betonte Orbán.
Scharf ins Gericht ging der Ungar mit der aktuellen Rußland-Politik der Europäischen Union. „Wir hätten den Konflikt sofort isolieren, einen Waffenstillstand erzwingen und Verhandlungen beginnen müssen.“ Es sei von Beginn an klar gewesen, daß ein ukrainischer Sieg unmöglich sei. „Der Ukraine können wir heute nur mit einem Waffenstillstand und einem Frieden helfen.“ (ho)