WARSCHAU. Polen verstärkt seine Verteidigungsbemühungen weiter. Neben erhöhten Militärausgaben plant die Regierung eine Ausweitung der Armee und eine stärkere Einbindung der Bevölkerung in die militärische Ausbildung. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine soll in Polen künftig jeder erwachsene Mann eine militärische Grundausbildung erhalten.
Regierungschef Donald Tusk kündigte im Parlament in Warschau an, daß bis Ende des Jahres ein entsprechendes Modell entwickelt werden solle. Ziel sei es, eine einsatzfähige Reserve zu schaffen, die auf potentielle Bedrohungen angemessen reagieren könne.
Details zu der geplanten Ausbildung nannte Tusk zunächst nicht. Er betonte jedoch, daß es sich nicht um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht handle. Auch Frauen sollen die Möglichkeit erhalten, an der militärischen Ausbildung teilzunehmen. Allerdings sei der Krieg weiterhin vorrangig eine Angelegenheit der Männer, so der polnische Regierungschef.
Bald 500.000 Reservisten in Polen
Polen, das an die Ukraine, Belarus und die russische Exklave Kaliningrad grenzt, betrachtet Rußland als Bedrohung und investiert massiv in seine Verteidigung. 2024 gab das Land geschätzte 4,2 Prozent seines BIP für militärische Zwecke aus – einer der höchsten Werte innerhalb der EU und der NATO.
Tusk betonte zudem die Notwendigkeit, die Größe der polnischen Armee einschließlich der Reservisten auf 500.000 Soldaten zu erhöhen. Derzeit umfaßt das Militär des Landes knapp 200.000 Soldaten. Zudem strebt die Regierung eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 Prozent des BIP an.
Auch Staatspräsident Andrzej Duda spricht sich für weitere Investitionen in die Sicherheit aus. Er legte dem Parlament einen Entwurf für eine Verfassungsänderung vor, die eine gesetzliche Untergrenze für Verteidigungsausgaben von vier Prozent des BIP festschreiben soll. (rr)