WIEN. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat sich „zutiefst irritiert“ über eine Aussage von Jugend- und Kultusministerin Claudia Plakolm (ÖVP) gezeigt. In einem Instagram-Video sprach die Ministerin davon, das Kopftuch bei Kindern sei ein Ausdruck „extremistischer Tendenzen“.
Österreichs Regierung arbeitet aktuell an einem gesetzlichen Verbot für Mädchen unter 14 Jahren, das im Herbst beschlossen werden solle. IGGÖ-Präsident Ümit Vural warf der Ministerin in einer Aussendung vor, das Kopftuch als religiöse Praxis mit Extremismus gleichzusetzen und dadurch junge Musliminnen zu verunsichern.
„Das Kindeswohl ist ein hohes Gut, welches nicht gegen Grundrechte ausgespielt werden darf“, erklärte Vural. Wer Mädchen pauschal die religiöse Selbstbestimmung abspreche, verfehle den Kern des Kinderschutzes. Plakolm verteidigte ihren Vorstoß und verwies auf die Religionsmündigkeit ab 14 Jahren: Bis dahin gehe es um den Schutz vor Unterdrückung, nicht um Religion. Der Verfassungsgerichtshof hatte 2020 ein ähnliches Verbot gekippt und eine Benachteiligung einer Religionsgemeinschaft festgestellt.
Moslems fordern nach Kopftuch-Statement Entschuldigung
Die IGGÖ signalisierte Gesprächsbereitschaft und lud die Ministerin zu einem Austausch mit muslimischen Eltern und Pädagogen ein. Sollte Plakolm allerdings bei ihren Aussagen bleiben, sei eine öffentliche Klarstellung „dringend erforderlich“.
Auch der Dachverband der islamischen Föderationen kritisierte das geplante Verbot scharf. Es handle sich um „populistische Verbotspolitik“, die gesellschaftliche Spaltung befördere und rassistische Narrative normalisiere. Der tatsächliche Mißstand sei der „islamfeindliche Rassismus“, dem Österreichs Moslems tagtäglich ausgesetzt seien. (rr)