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Werner Patzelt, Deutschlands blaues Wunder, AfD

Portrait: Bart De Wever – Belgiens neuer rechter Sieger

Portrait: Bart De Wever – Belgiens neuer rechter Sieger

Portrait: Bart De Wever – Belgiens neuer rechter Sieger

Der neue „Erste Minister“ (Premierminister) Belgiens Bart De Wever, Chef der Neuen Flämischen Allianz (N-VA: Nieuw-Vlaamse Alliantie) in Brüssel: Foto: picture alliance, Reuters, Y. Herman
Der neue „Erste Minister“ (Premierminister) Belgiens Bart De Wever, Chef der Neuen Flämischen Allianz (N-VA: Nieuw-Vlaamse Alliantie) in Brüssel: Foto: picture alliance, Reuters, Y. Herman
Flamenführer Bart De Wever: Belgiens neuer „Erster Minister“, Foto: picture alliance, Reuters, Y. Herman
Portrait
 

Bart De Wever – Belgiens neuer rechter Sieger

Auch in Belgien übernimmt nun ein Rechtspolitiker die Macht – doch zahlt er einen hohen Preis. Wer ist der ehemalige flämische Nationalist und neue Premierminister Bart De Wever?
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Nun ist er an seinem Ziel angekommen: dabeisein und Regierungschef werden. Jahrzehnte hat Bart De Wever – seit dem 3. Februar „Erster Minister Belgiens“ – darauf hingearbeitet. Entsprechend hoch ist der Preis, den er bezahlt hat: Die Selbstbestimmung Flanderns, die nicht nur er selbst, sondern auch seine N-VA (Neue Flämische Allianz) zumindest per Programm immer wieder gefordert hatte, wurde geopfert. Tatsächlich dürfte die neue belgische Regierung unter seiner Führung noch weniger flämisch gesinnt sein als ihr liberaler Vorgänger – sogar die Rücknahme der mühselig erreichten Föderalisierung des Landes scheint möglich.

Dabei wurde Bart De Wever der flämische Nationalismus in die Wiege gelegt. Sein Vater Rik war Mitglied des später verbotenen VMO (Flämisch-Militanter Orden) und Leiter bei der flämisch-nationalen Jugendbewegung VNJ, der Bart und sein Bruder Bruno ebenfalls angehörten. Großvater Henri engagierte sich im Vlaams Nationalverbond (VNV), einer mit NS-Deutschland zusammenarbeitenden Partei, weshalb er nach dem Krieg monatelang inhaftiert wurde und seine Stelle als Lehrer verlor. Bruno arbeitet sich heute als linksliberaler Historiker an der Kollaborationsgeschichte seiner Familie ab.

Bart De Wever, der „Klügste Mensch der Welt“ in einem Pandakostüm.

Der 1970 in Mortsel bei Antwerpen geborene De Wever studierte zunächst Jura, dann Geschichte. Für die „Neue Enzyklopädie der flämischen Bewegung“ verfaßte er regelmäßig Beiträge, so auch über den flämisch-nationalistischen Politiker Joris Van Severen. Während des Studiums lernte er beim Badminton seine Frau Veerle Hegge kennen, die er aber, nachdem sie vier Kinder bekommen haben, erst 2009 ehelichte.

Hobbies, so De Wever, habe er keine, er schaue nicht fern und habe kein soziales Leben mit Freunden, stattdessen beschäftige er sich mit Politik. Schon 1994 kandidierte er für die ursprünglich rechte Volksunie (Volksunion), die 2001 am Streit mit ihrem linksliberalen Flügel zerbrach und aus der die rechtskonservative N-VA entstand, deren Vorsitzender De Wever seit 2004 ist.

Seine Bekanntheit steigerte er immens, als er 2008 die elftägige TV-Show „Der klügste Mensch der Welt“ mit unglaublichem Wissensschatz und viel Witz gewann. Jahre später sorgte er mit einem Fernsehauftritt im Pandabärenkostüm für weitere Lacher. Eiserne Disziplin stellte der damals füllige Mann unter Beweis, als er dank strikter Diät sechzig Kilogramm Gewicht verlor – just als die N-VA ihr Motto „Kraft der Veränderung“ vorstellte.

Dem Ziel, die N-VA zu einer flämischen CSU zu machen, ist De Wever damit näher gekommen.

2013 wurde De Wever Bürgermeister Antwerpens. Vollmundig angetreten mit dem Versprechen, Recht und Ordnung wiederherzustellen, gilt die größte Metropole Belgiens heute zwar als sicher, der Mocro-Mafia und dem Drogenhandel konnte das Stadtoberhaupt allerdings nicht Herr werden.

Führte De Wever, getrieben vom Vlaams Belang, 2018 mit seiner Kritik am EU-Migrationspakt noch den Bruch der Regierung herbei, so kümmert er sich heute lieber um die vergebliche Sanierung der Staatsfinanzen und den Kampf gegen die Wokeness. Die seit Jahrzehnten existierende Brandmauer gegenüber dem Vlaams Belang hält er, trotz einzelner Gespräche mit Parteichef Tom Van Grieken, aufrecht. Seinem Wunsch, die N-VA zu einer Art flämischen CSU zu machen könnte Bart De Wever mit dem Regierungsantritt nun deutlich näher gekommen sein.

Aus der JF-Ausgabe 07/2025.

Flamenführer Bart De Wever: Belgiens neuer „Erster Minister“, Foto: picture alliance, Reuters, Y. Herman
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