KIEW. Rußland hat offenbar mit seinem Angriff auf Odessa begonnen. Am Montag morgen beschossen Kriegsschiffe mehrere Wohnhäuser in der ukrainischen Hafenstadt am Schwarzen Meer, berichtete das Nachrichtenportal Kyive Independent. Angaben über Opfer wurden nicht gemeldet.
Die ukrainische Marine hat ihr Hauptquartier in Odessa. Der dortige Hafen ist zudem von enormer wirtschaftlicher Bedeutung für das Land. Bislang gelang es Moskaus Armee nicht, die Metropole auf dem Landweg zu erobern. Laut Naval News kreuzen russische Kriegsschiffe seit Tagen vor der Küste. Es wird darüber spekuliert, ob sie ein Landungsunternehmen vorbereiten, um Odessa einzunehmen.
Unterdessen lehnte die ukrainische Regierung ein Ultimatum zur Übergabe der belagerten Stadt Mariupol ab. „Es kann keine Rede davon sein, Waffen abzugeben. Wir haben die russische Seite bereits darüber informiert“, zitiert die Zeitung Ukrainska Pravda die Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk. Rußland hatte verlangt, daß die Verteidiger ihre Waffen niederlegen und über zuvor vereinbarte Fluchtkorridore die Stadt zu räumen.
Verhandlungen zwischen Rußland und Ukraine stocken
Rußland räumte am Montag weitere Verluste ein. So seien 80 Soldaten bei einem ukrainischen Angriff auf einem Übungsplatz getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Diese Angaben lassen sich ebenso wie ukrainische Meldungen von Tausenden bislang gefallenen russischen Kämpfern nicht unabhängig überprüfen.
Derweil stocken die Verhandlungen der beiden Kriegsparteien über eine mögliche Waffenruhe weiterhin. Laut russischer Angaben müßten zudem erhebliche Fortschritte erzielt werden in den Gesprächen, bevor es zu einem Treffen zwischen Rußlands Präsident Wladmir Putin und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj kommen könne. Der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow, machte der Gegenseite Vorwürfe, nicht konstruktiv daran mitzuwirken.
Deutschland plant weitere Waffenlieferungen
Der russische Vormarsch auf Kiew sei derzeit „praktisch eingefroren“, teilte das Büro von Präsident Selenskyj bereits am Sonntag abend mit. Keine der beiden Seiten verfüge derzeit über die Kräfte, den Frontverlauf um die ukrainische Hauptstadt in ihrem Sinne zu verändern. Sie reduzierten ihre Aktivitäten auf taktische Angriffe.
Unterdessen plant die Bundesregierung laut der Nachrichtenagentur Reuters weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. Demnach sollen diese direkt bei Rüstungskonzernen bestellt werden und kein weiteres Material aus Bundeswehrbeständen entnommen werden. (ag)